Landratswahl:Hundertprozentige Unterstützung

Grüne entscheiden sich einstimmig für ihren Kandidaten Reinhard Oellerer

Christian Hufnagel

"Noch weitere Vorschläge?" Wahlleiter Uwe Peters erntet mit seiner Frage im gediegenen Nebenzimmer des Anzinger "Kirchenwirts" nur Schweigen und zieht die folgerichtige Konsequenz: "Damit ist die Bewerberliste geschlossen." Wenig überraschend bleibt damit nur der Kandidat des Kreisvorstandes der Grünen übrig: Reinhard Oellerer soll Landrat werden. Den 60-jährigen Gemeinde- und Kreisrat hat die Führungsspitze im vergangenen November präsentiert, nun soll er an diesem Abend in seinem Heimatort bestätigt werden. Und zwar nicht von Delegierten aus den Ortsverbänden: "Wir machen das anders", betont Waltraud Gruber, Fraktionsvorsitzende im Kreistag: "Bei uns darf jeder mitbestimmen." Aber lange nicht alle im Kreisverband empfinden das wohl als Anreiz: Von rund 120 Mitgliedern kommen gerade einmal 21 zu dieser nicht unbedeutenden "Aufstellungsversammlung". Der hauptberufliche Lehrer am Gymnasium Markt Schwaben wird schließlich gleichfalls wenig überraschend von der Runde gewählt: 21 von 21 Stimmen bedeuten schlichtweg volle Unterstützung, 100 Prozent. Ein Traumergebnis, das den verheirateten Vater von vier Kindern zu einem mutigen historischen Ausblick verleitet:"Ich werde alles tun, was ich kann, um der erste grüne Landrat des Landkreises Ebersberg zu werden." Applaus.

Wofür der Kandidat stehen würde, sollte er das höchste politische Amt im Landkreis erringen, hatte er zuvor in einer gut halbstündigen Vorstellungsrede skizziert. Sein Programm kreist um Bildung, Nachhaltigkeit und Sozialpolitik. So will Oellerer in die Schulen weiterhin kräftig investieren, "Minimum zehn Millionen Euro", Ganztagsbetreuung bedarfsgerecht ausbauen und die Sozialarbeit weiterhin stärken. Unter dem Stichwort "nachhaltig" listete er viele Punkte auf. Er hat angesichts der Schuldenlast des Landkreises von rund 70 Millionen Euro eine rigide Finanzpolitik im Sinn - mit der Einhaltung der vom Kreistag beschlossenen Leitlinie und der von den Grünen angestrebten Erhöhung der Kreisumlage. Konkret wurde er auch bei der Energiewende. Hier zählte er Erfolge seiner Partei auf, wie die Einstellung eines Klimaschutzbeauftragten und die Gründung von Energiegenossenschaften. Was Windräder angeht, kann er sich "15 bis 20 Anlagen im Landkreis gut vorstellen". Im Wärmebereich werde man ohne Erdwärme nicht auskommen. Als "schwierigstes Thema" bezeichnete Oellerer hier die Mobilität, solange der Bund nicht eindeutig zum Öffentlichen Nahverkehr Stellung beziehe. Unter dem Punkt Flächenverbrauch führte er als aktuelles negatives Beispiel die Pläne Vaterstettens für ein neues Gewerbegebiet in Parsdorf auf. Und um den sozialen Wohnungsbau zu stärken, will er die Wohnungsbaugenossenschaft des Landkreises "mit ein paar 100 000 Euro" unterstützen.

In seinen sachlich gehaltenen Ausführungen sparte er Seitenhiebe auf die politischen Gegner weitestgehend aus. Nur auf dem von ihm offensichtlich geschätzten Konkurrenten der SPD ("Finde ihn nett.") ging er mehrmals ein. Besonders auf Ernst Böhms schon jetzt äußerst aktiven und anzeigenträchtigen Wahlkampf: "Über so viel Zeit und Geld" verfüge er und seine Partei leider nicht, musste der Lehrer einräumen.

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