Landkreis Ebersberg:Einsatz bei Hochzeitsfeier: Feuerwehr wird angefeindet

Feuerwehrübung WHG Garching, Dreifachturnhalle. Löschen von zwei Bränden in den Umkleiden wird geübt. Außerdem sind die Umkleiden mit starken Nebelmaschinen vernebelt, es befinden sich Verletzte darin, sowohl Puppen, als auch 'echte' Menschen.

Wegen des Nebels ging bei der Plieninger Feuerwehr ein Alarmruf ein. Über das Eintreffen der Freiwilligen Helfer waren einige Partygäste weniger begeistert (Symbolfoto).

(Foto: Florian Peljak)

Eine Nebelmaschine, ein Brandmelder und jede Menge Streit - für die Festgesellschaft wird das nicht ohne Folgen bleiben.

Von Anja Blum, Pliening

Dass man nicht an jenem Ast sägen sollte, auf dem man sitzt, ist ein Sprichwort, dessen zwingende Logik selbst Kindern einleuchtet. Doch so manch Erwachsener scheint damit Probleme zu haben, das legt zumindest ein Vorfall vom Wochenende in Pliening nahe: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden dort Feuerwehrleute bei einem Einsatz massiv beschimpft und tätlich angegangen.

Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte wurden um kurz nach Mitternacht zum Bürgerhaus gerufen, dort hatte die Brandmeldeanlage Alarm geschlagen. Der Saal war von Privatleuten für eine Hochzeit gemietet worden, laut Hausherr Bürgermeister Roland Frick (CSU) befanden sich etwa 150 Gäste auf der Feier.

Wie sich später herausstellte, hatten die Mieter eine Nebelmaschine installiert, ohne dies anzumelden, so dass die automatische Brandmeldeanlage auslöste. Bis die Einsatzkräfte der Feuerwehr diesen Täuschungsalarm überprüfen und die Sirene abschalten konnten, sollte es jedoch einige Zeit dauern - und zwar wegen eines wenig herzlichen Empfangs.

Als die Ehrenamtlichen zum Bürgerhaus kamen, da hatte der Hausmeister das Gebäude bereits geräumt, laut Frick hatte jedoch bereits dieser Mühe, sich Gehör zu verschaffen. "Die Menschen standen auf dem Vorplatz und waren teilweise sehr aufgebracht", erzählt Christian Erl, der Kommandant und Einsatzleiter.

"Verpisst euch"

Es habe geheißen "Verpisst euch!", andere hätten diskutieren wollen, dabei sei er mehrmals an der Schulter gepackt und angerempelt worden. "Die haben einen regelrecht in die Mangel genommen", beschreibt Erl das Gefühl, von einem aufgebrachten Mob umringt zu sein. Die Plieninger Feuerwehr war mit zwei Fahrzeugen und 23 Ehrenamtlichen vor Ort. Doch nur mit Mühe sei es gelungen, unter den Feiernden "ein paar Vernünftige" zu finden, die dann geholfen hätten, die Lage wieder zu beruhigen.

Die Plieninger Feuerwehr kannte das Problem von Übergriffen gegen Rettungskräfte bislang nur aus den Medien. In anderen Gegenden Deutschlands sei das ja viel schlimmer, sagt Erl. Trotzdem: "Man ist schon fassungslos, wenn man so etwas live erlebt." Durch die Aggression der Hochzeitsgäste sei aus einem Standardeinsatz eine Ausnahmesituation für die Ehrenamtlichen gerworden. "Am Ende sind wir mit einem sehr unschönen Gefühl nach Hause gegangen".

Nun hoffe er nur, dass dieser Abend im Bürgerhaus ein Einzelfall bleibe, sagt der Kommandant. Auf eine Anzeige werden die Rettungskräfte wohl verzichten: "Solche Vorfälle sind sehr schwer an Einzelnen festzumachen, also würde da wahrscheinlich nicht viel rauskommen", so Erl. "Deswegen wollen wir das Thema lieber schneller abschließen."

"So kann es nicht gehen"

Deutliche Worte findet der Plieninger Bürgermeister, vormals Polizist: "So kann es nicht gehen, da hört der Spaß auf", sagt Frick. Aggressiv gegen Rettungskräfte zu werden und sie an ihrer Arbeit zu hindern, sei "ein No-Go". Außerdem kündigt er an, möglichst bald mit dem Feuerwehrchef persönlich sprechen und den Vorfall auf "strafrechtliche Relevanz" prüfen zu wollen.

So oder so werde der Veranstalter nicht völlig ungeschoren davonkommen: "Mit dem Mieter werde ich ein sehr ernstes Wort reden." Außerdem würden die Kosten für den Feuerwehreinsatz selbstverständlich dem Mieter der Halle in Rechnung gestellt, schließlich hätte dieser den Alarm mit dem unerlaubten Einsatz der Nebelmaschine verursacht.

Viel Zuspruch und Unterstützung erhalten die Kräfte der Plieninger Feuerwehr auch online: Auf ihrer Facebookseite haben etliche Menschen den Vorfall kommentiert - mit einheitlichem Tenor. "Jeder vernünftige Mensch weiß zu würdigen, was ihr für tolle Arbeit leistet. Da muss man sich wirklich fremdschämen", heißt es da, oder an anderer Stelle: "Eine Unverschämtheit, deren Ursache mir Angst macht!".

Und an die Ehrenamtlichen, die ihre Freizeit opfern und bei manchen Einsätzen sogar ihr Leben riskieren, ergeht die Bitte, sich "von solch ignoranten Egozentrikern nicht entmutigen" zu lassen. Diese Gefahr aber besteht laut Erl nicht, trotz allen Ärgers: "Wenn das nächste Mal die Sirene geht, sind wir wieder für unsere Mitbürger da", das verspreche er.

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