Nach zehn Jahren Planung:Wo die Perchten hausen

Nach zehn Jahren Planung: Schon als Kind lief Martina Heiler beim Kirchseeoner Perchtenlauf mit. Heute setzt sie sich für ein neues Zuhause für die Masken ein.

Schon als Kind lief Martina Heiler beim Kirchseeoner Perchtenlauf mit. Heute setzt sie sich für ein neues Zuhause für die Masken ein.

(Foto: Christian Endt)

Die Kirchseeoner bekommen endlich Räume für ein "Maskeum"

Von Theresa Parstorfer, Kirchseeon

Wenn der erste Schnee fällt, freuen sich die Kinder in Kirchseeon nicht auf das Christkind, sondern erst einmal auf die Perchten: Seit mehr als 60 Jahren ziehen die berühmten Fruchtbarkeitsbringer von Ende November bis Anfang Januar durch die Straßen und begrüßen singend und tanzend das neue Jahr. In den restlichen elf Monaten jedoch haben die geschnitzten Masken und aufwendigen Kostüme, die bei den Läufen zum Einsatz kommen, kein angemessenes Zuhause.

In einem kaum 40 Quadratmeter großen, lang gezogenen Raum hinter dem Sitzungssaal des Rathauses werden die Utensilien für die Perchtenläufe bisher gelagert. Jedes Stückchen Wand ist dort mit Masken in allen nur vorstellbaren Größen und Formen behängt. Nicht nur ist es schwer, sich zwischen den geschnitzten Gesichtern und den in Perchten-Kostümen gewandeten Schaufensterpuppen zu bewegen, vor allen Dingen sei dies kein adäquates Lager für die wertvollen, geschichtsträchtigen Unikate, sagt Rainer Eglseder von den Perschten. Schon vor zehn Jahren hat sich deshalb ein Förderverein zusammengetan, um, zusammen mit der Perschten-Stiftung und dem Perschtenbund Soj Kirchseeon, für die Einrichtung eines "Maskeums" in Kirchseeon zu kämpfen.

Schade sei es nämlich, dass eine Tradition, die bis weit über die Gemeindegrenzen hinweg bekannt und gefeiert ist, bisher keine eigenen Räumlichkeiten besitze, so Eglseder. Er ist Verantwortlicher für die Planung des Maskeums und stellt am Donnerstagabend zusammen mit Martina Heiler, Vorsitzende der Stiftung, Tom von der Isar, einem weiterem Mitglied der Stiftung, und Bürgermeister Udo Ockel die nun langsam ins Rollen kommende Verwirklichung des lang gehegten Traums vor. Nachdem bereits 2007 eine anfängliche Machbarkeitsstudie erstellt worden war, kann nun endlich ein Ort und sogar schon ein ungefähres Eröffnungsdatum genannt werden: Voraussichtlich im Jahr 2020 werden die Perchten in den dritten Stock im Nordflügel der Mittelschule in der Münchner Straße ziehen dürfen, die momentan saniert wird. Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Kommune sowie der Landesstelle für nicht staatliche Museen in Bayern. Allerdings wurde auch mit Flyern um Spenden aus der Bürgerschaft gebeten. Offizielle Zahlen werden zwar noch nicht genannt, "eine gute Summe" zeige aber, dass die Kirchseeoner Interesse an einem offiziellen Perchten-Museum hätten, so von der Isar.

Begeistert spricht Eglseder indessen von den Rollregalen, die es in den neuen Räumlichkeiten geben wird, um die Schnitzarbeiten vor Feuchtigkeit, Hitze und Helligkeit zu schützen. Auch ein als Werkstatt nutzbarer Raum für Inventarisierung und museumspädagogische Arbeit soll im "Maskeum" eingerichtet werden. Denn allein schon das Zusammenleben mit der Schule biete sich hervorragend an, um "Projekte mit Jugendlichen durchzuführen, wie das auch schon in der Vergangenheit der Fall gewesen ist", sagt Heiler, während die Gruppe die frisch geweißelte Treppe in den dritten Stock des Schulhauses hochsteigt. Beispielsweise ein Perchten-Kartenquartett haben die Schüler im Kunstunterricht mit Siebruck schon gestaltet.

Durch mehrere Absperrungen hindurch gelangt man schließlich in den Raum, der das Herzstück des Maskeums ausmachen wird: Der "repräsentative Bereich" wie Eglseder ihn nennt. Noch muss darauf geachtet werden, nicht über Farbeimer und Kartons zu stolpern, aber bald schon soll der Besucher an dieser Stelle durch die Mundöffnung einer überdimensionalen Maske in ein kleines Museum treten, in dem die unterschiedlichen Arten von Perchten, aber auch die Geschichte der Tradition in Kirchseeon vorgestellt werden sollen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes wird in einer zweiten begehbaren Maske ein "Ort für Lesungen oder Ähnliches entstehen", erklärt Eglseder.

Was Heiler so schön an der Idee des Museums findet, ist "dass man sich die Masken dann auch einmal in Ruhe anschauen kann. Während der Läufe selbst kann man die in das Holz eingearbeitete Symbolik ja gar nicht wirklich bewundern." Nicht zuletzt werden die Kirchseeoner Kinder nach der Eröffnung des Maskeums auch keine elf Monate lang darauf warten müssen, bis sie die Perchten wieder zu Gesicht bekommen.

Die Perchten laufen noch an den folgenden Tagen durch unterschiedliche Teile Kirchseeons: 16., 17., 22., 23. und 30. Dezember sowie 5. und 6. Januar.

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