Kunst:Symbiose aus Glas und Gummi

Die Vaterstettener Künstlerin Karin Gerwien gewinnt den ersten Preis der Mitgliederausstellung des Ebersberger Kunstvereins mit ihrem Werk "Koru der Farn"

Von Karin Kampwerth

Die Künstlerin glüht. Vor Überraschung. Vor Glück und Euphorie. Kurz nach halb sechs Uhr am Sonntagabend steht fest, dass Karin Gerwien aus Vaterstetten den ersten Preis der diesjährigen Mitgliederausstellung des Ebersberger Kunstvereins gewonnen hat. 700 Euro hat der Sponsor, die Sparda-Bank, dafür gestiftet. "Das ist ein wirklich schönes Gefühl", schwärmt die ausgebildete Grafik-Designerin, die sich seit 1995 der Schaffung von Skulpturen verschrieben hat und nun zum ersten Mal dafür ausgezeichnet worden ist.

Kunst: Ihre Arbeit ragte heraus: Gewinnerin Karin Gerwien.

Ihre Arbeit ragte heraus: Gewinnerin Karin Gerwien.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ihr Werk "Koru der Farn", ein Fantasievogel mit gläsernem Gefieder, der auf einem nach oben hin schneckenartig gedrehten Stab aus dem Gummi eines alten Reifens wacht, erhielt von den Besuchern der Galerie in der Alten Brennerei in Ebersberg die meisten Stimmen. Für Gerwien ist es auch deshalb eine besondere Auszeichnung, weil ihre Skulptur nicht vor einer fachkundigen Jury standhielt, sondern vor Publikum und Künstlerkollegen, die die Ausstellung seit dem 30. August besucht haben.

Kunst: Auch ein Gewinner für den Ebersberger Kunstverein: Christian Endt.

Auch ein Gewinner für den Ebersberger Kunstverein: Christian Endt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit dem zweiten vom Künstlerbedarf Boesner in Forstinning gestifteten Preis, 500 Euro, wurde der Ebersberger SZ-Fotograf Christian Endt für seine Fotografie "Mohn 4603" ausgezeichnet. Das breitformatige Werk in satten Rot- und Violetttönen zeigt, dass es nicht immer einen Pinsel braucht, um üppige Farbenpracht auf ein Bild zu bringen. Endt stellt mit seinem Werk unter Beweis, dass man auch mit einer Kamera malen kann.

Der dritte und ebenfalls von Boesner gestiftete Preis in Höhe von 400 Euro geht in diesem Jahr an Margarita Günder-Klein und ihre Zeichnung "ausgegrenzt", die das beklemmende Gefühl von Einsamkeit und Angst als Akt beeindruckend in Szene setzt.

85 Werke sind von den Mitgliedern - derzeit sind das 241 - in der Ausstellung gezeigt worden. Das Interesse daran sei groß gewesen, erzählt die zweite Vorsitzende des Kunstvereins, Vera Schüller, mit großer Freude. Doch die Prämierung am Sonntag habe alles überboten. Was wohl auch an der musikalischen Begleitung der Finissage lag. Jeremy Taigan spielte gemeinsam mit Tobias Mückenberger Stücke ihrer Band Jeremiah's Life & Death Blues Orchestra, das Trio Banda Balorda begeisterte mit italienischen Klängen. Dazu wurde Rot- und Weißwein gereicht, was die Stimmung eine halbe Stunde vor der mit Spannung erwarteten Preisverleihung in wohlfühlige Schwingungen versetzt. Gute 60 Besucher hatten bis dahin noch einmal die Gelegenheit genutzt, sich die Werke in den drei luftigen Galerie-Räumen des Gewölbes im Herzen der Kreisstadt anzusehen und zwischen den musikalischen Darbietungen mit den Künstlern in beinahe familiärer Wohnzimmer-Atmosphäre ins Gespräch zu kommen. Zwei kleine Mädchen spielen währenddessen unter der späteren Sieger-Skulptur, ein Hund wuselt zwischen den Beinen der Gäste hindurch, auf dem Fußboden liegt ein Hut, der sich langsam mit kleinen Geldscheinen füllt - als Dankeschön an die Musiker, die künftig regelmäßig bei den Künstlern zu Gast sein wollen. Gleich wieder am 16. Oktober zur Ausstellung "Spirit", Rauminstallationen von Zipora Rafaelov aus Düsseldorf. "Damit wollen wir Leute ansprechen, die sonst nicht so häufig zu uns kommen", erhofft sich Vera Schüller. Doch das ist zumindest einige Tage noch Zukunftsmusik. Gewinnerin Karin Gerwien kostet da längst noch den Moment aus.

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