Urban Priol leidet bisweilen an Geschmacksverirrung, nicht anders ist die prekäre Auswahl seiner Hemden zu erklären. Beim Bier sind die Vorlieben des 55-Jährigen hingegen weniger eigentümlich, am Ende der Vorstellung am Mittwochabend ließ Priol sein lauwarmes Weißbier hinter der Bühne stehen und besorgte sich ein frisch gezapftes Helles an der Bar. Der Mann, der gerade noch Roberto Blanko und Horst Seehofer imitierte, saß jetzt im Schein des Kulturfeuers und ließ sich im Wind die Stirn trocknen.
Man könnte mit Priol über Geschmack, Humor und die Kritik desselben debattieren, über den Sinn von Unsinn. In diesen Tagen muss sich der Unterfranke aber nicht nur mit Pointen befassen. Priol, der sich selbst als "chronischen Chronisten" bezeichnet, tritt am Freitag in Aub bei Würzburg auf, wenige Kilometer von jener Zugstrecke entfernt, wo am Montagabend ein Attentäter mehrere Menschen mit einer Axt verletzt hatte. "Ich kann das Thema natürlich nicht ignorieren", sagt Priol.
Der Mann mit dem Clownshemd und der Zaubertroll-Frisur klingt jetzt überhaupt nicht mehr lustig. Priol muss an diesem Freitag den richtigen Ton treffen - gar nicht so einfach für einen Komiker, der sich auf scharfzüngigen Witz spezialisiert hat. Zur Vorbereitung, sagt Priol, habe er sich mehrere Regionalzeitungen organisiert, in Aub, so Priol, werde er mehr zu Würzburg sagen als an diesem Abend in Ebersberg, wo er das Drama von Ochsenfurt lediglich in einem Nebensatz erwähnt hat. Gelacht hat da niemand, das war auch nicht Urban Priols Ziel. "Auch Humor hat seine Grenzen", sagt er.
Verbieten lassen werde er sich den Humor nicht, sagt Priol, im Gegenteil. Darin hätte ihn das Ebersberger Publikum bestätigt, sagt er, "das Publikum war von der ersten Minute an da". In Aub bei Würzburg wird Urban Priol wieder ein hässliches Hemd auswählen und sich um kurz vor acht mit Frotteehandtuch und Haarspray die Frisur zurecht biegen.