Kultur:Musikalische Cocktails

Beim 17. Grafinger Kneipenfestival servieren Bands eine bunte Mischung der Stilrichtungen. Das Konzept kommt beim Publikum sehr gut an, mehr als 1000 Gäste feiern mit

Von Konstantin Schätz, Grafing

Schottische Dudelsackmusik und Glenn Miller. Eine komische Klangkombination hallt durch Grafing, als die Big Band "Swinging G's" die letzten Vorbereitungen für ihren Auftritt beendet, während das Programm einige Meter weiter schon begonnen hat. Am Marktplatz haben sich die ersten Besucher eingefunden und beobachten neugierig zwei Männer in rot-grün-karierten Schottenröcken. "Laird of Glencairn" nennen sich der Trommler und der Dudelsackspieler, die eine Musik spielen, die es in Grafing vermutlich nicht oft zu hören gibt. Viele zücken ihr Smartphone und filmen die Musiker, als sie anfangen, "Amazing Grace" zu spielen. Einer der bekanntesten Dudelsacklieder. Sichtlich begeistert genießen sie den Auftakt eines abwechslungsreichen musikalischen Abends.

Seit mittlerweile 17 Jahren dürfen sich die Grafinger über ihr Kneipenfest freuen. Ebenso viele Jahre wie Bands, die am vergangenen Samstag die Stadt zum Leben erweckt haben. Denn obwohl in den Ankündigungen immer von 16 Acts die Rede war, die verteilt in 14 Locations gespielt haben, erfreuten 17 Bands und Musiker die Besucher. "Unsere Band dürfen auch Gäste anschauen, die sich kein Armband für das Kneipenfest gekauft haben", erklärt eine Mitarbeiterin der Café-Bar Mocca den Umstand, dass weder die Location noch die Band "Nick's Noise" im Programm aufgeführt wurden.

Kultur: Krachige Rocksongs wie bei "Flo's Overdrive" und vieles mehr ist beim 17. Grafinger Kneipenfestival geboten.

Krachige Rocksongs wie bei "Flo's Overdrive" und vieles mehr ist beim 17. Grafinger Kneipenfestival geboten.

(Foto: Christian Endt)

Gerade als sich die beiden bayerischen Schottenrockträger verabschieden und mit Trommel und Dudelsack unter die Arme geklemmt die Straße überqueren, dröhnen die ersten E-Gitarren-Sounds über den Marktplatz. "Flo's Overdrive" hat ihr Programm von Rock-Covern mit dem Lied "Comin' Down the Road" von John Fogerty begonnen. Von den Klängen angelockt, bewegt sich ein Teil der Gruppe zu den langhaarigen Rockern, die vor allem mit Liedern wie "Susi Q" von "Creedence Clearwater Revival" - kurz CCR - die Zuhörer begeistern können.

Vor allem Covermusik dominierte das Grafinger Kneipenfest an diesem Abend, weshalb Rudi Baumann, der die Bands für den Abend ausgewählt hat, schon vor Beginn von "Coverrock mit Nebenschauplätzen" sprach. Von Musikern wie "Götz live", der mit seiner Stimme an Yusuf Islam alias Cat Stevens erinnerte, über die Indie-Coverband "Beats United", die mit Songs von den "Sportfreunden Stiller" und "Dandy Warholes" die Leute zum Tanzen brachte, bis hin zu Musikgruppen wie "Uncle Beat" oder Flo's Overdrive, die alte Rocklieder zum Besten gaben. Auch weitere Musikrichtungen wie Funk, Jazz und Blues waren vertreten.

Kultur: Funk mit "Fun Can Do" begeistert die Zuhörer beim Kneipenfestival in Grafing.

Funk mit "Fun Can Do" begeistert die Zuhörer beim Kneipenfestival in Grafing.

(Foto: Christian Endt)

Eine sanfte Frauenstimme, begleitet von einem Saxofon, ist aus dem ersten Stock der Weinstube Sirtl zu hören, wo "Emile Jazz Band" gerade "The Girl from Ipanema" anspielt. Ein brasilianisches Lied der Musikrichtung Bossa Nova, welches häufig in amerikanischen Filmen als Fahrstuhl-Melodie verwendet wird. Kontrastprogramm zu dem gerade wiedereröffneten Jugendtreff "Jig", der sich nur wenige Meter entfernt befindet. Von der Stimmung der Fans überwältigt, legt der Bassist der Punkband "49 Days" sein Instrument weg und springt zu den tanzenden Zuhörern. Es ist neben "Quite Violence" und "You Can Pay" die zweite von drei Newcomerbands, die an diesem Abend ein bunt gemischtes Publikum, bestehend aus Jugendliche und Punk-begeisterten Erwachsenen, bespielt.

Auf 1000 Leute schätzt Peter Rothmoser, Mitveranstalter des Kneipenfests, die Besucherzahl. "Ich bin sehr zufrieden mit dem Abend", erklärt er hinterher und fügt hinzu, dass man für zwölf Euro doch wirklich was "geboten bekommen" hat. Auch die meisten Besucher zeigten sich mit der Veranstaltung zufrieden und lobten die abwechslungsreiche Musik. "Ich komme gerade von den Fun Can Do und höre mir jetzt zum Abschluss noch ein bisschen die Swinging G's an", sagte einer der Gäste am späten Abend, als er durch die Grafinger Straßen ging.

Kultur: Die Zuhörer machen es sich beim Grafinger Kneipenfestival gemütlich und genießen Musik und Getränke.

Die Zuhörer machen es sich beim Grafinger Kneipenfestival gemütlich und genießen Musik und Getränke.

(Foto: Christian Endt)

Kurz vor Mitternacht spielen die Swinging G's die Titelmusik von James Bond zu Ende und die Zuhörer brechen in Beifall aus. "Jetzt spielen wir das klassischste aller Big-Band Lieder", sagt die junge Dirigentin und Trompetenspielerin ins Mikrofon, bevor "In the Mood" von Glenn Miller erklingt, das die Band schon zur Vorbereitung am frühen Abend angespielt hat. Nur diesmal steigen die Töne der Blasinstrumente alleine in den Nachthimmel empor. Ein Dudelsack ist nicht mehr zu hören.

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