Kultur:"Ich bin eine Rampensau"

Lesezeit: 3 min

Rick Kavanian über seine Liebe zum Rollenspiel, zur Improvisation und zur "Bullyparade". Im Ebersberger Alten Speicher legt der Comedian bald einen "Egostrip" hin

Von Anja Blum

Voll "Egostrip": Rick Kavanian freut sich schon auf seinen Auftritt im Alten Speicher in Ebersberg, darauf, neben der ganzen "Kompromissarbeit" mal wieder ganz alleine für einen Abend verantwortlich zu sein. (Foto: privat)

Im Fernsehen, im Radio, im Kino oder auf der Bühne: Rick Kavanian begegnet seinem Publikum auf allen Kanälen und fühlt sich offenbar auch überall zu Hause. Seinen Durchbruch schafft Kavanian 1997 als Autor und Darsteller der "Bullyparade", seitdem ist er als Comedian, Schauspieler und Synchronsprecher an unzähligen Produktionen beteiligt - vom "Schuh des Manitu" über "Keinohrhasen" bis hin zu "Madagascar" oder "Ritter Rost". Nebenbei bespielt der Münchner die Bühnen des deutschsprachigen Raums, derzeit ist er mit seinem dritten Programm unterwegs: Am 21. März ist er im Alten Speicher in Ebersberg zu Gast - mit einem "Egostrip".

SZ: Herr Kavanian, wie groß ist Ihr Ego?

Rick Kavanian: Also, auf der Bühne ist es sicherlich beträchtlich, da bin ich schon, wie man so schön sagt, eine Rampensau. Aber privat halte ich mich gerne auch mal zurück, höre einfach nur zu oder beobachte.

Wie viel von sich selbst geben Sie denn auf der Bühne preis?

Naja, ich glaube, dass dieses Programm, in dem ich und viele andere Egos auf der Bühne stehen, meiner Person am nächsten kommt und ich darin schon mehr die Hosen herunter lasse als in den vorherigen. Zumindest erzähle ich hier Dinge, von denen ich früher nicht dachte, dass ich sie mal erzählen würde. . .

Dinge, die Sie selbst erlebt haben?

Ja, durchaus auch. Aber zu überlegen, welche Szenen nun der Realität entspringen und welche meiner Phantasie - das überlass ich gerne den Zuschauern. Dieses Rätselraten finde ich schön. Ich mag das selbst auch sehr, wenn ich mir die Programme von Kollegen ansehe.

Sie spielen in "Egostrip" sehr viele verschiedene Figuren, 34 sollen es sein. Sind sie ein bisschen schizophren?

Nein, ich hoffe nicht! Auf der Bühne kann das natürlich so rüberkommen, aber privat bin ich eigentlich ganz bei mir. Aber das Figurenspiel ist eben das, was ich immer machen wollte, da bin ich ein absoluter Fan davon. Das ist meine Art des Erzählens.

Hat sich das schon in jungen Jahren, zum Beispiel beim Puppentheater gezeigt?

Nein, damals wollte ich noch Kinderarzt werden, aber daraus ist offensichtlich nichts geworden. Dass ich eine Begabung für das Rollenspiel habe, hat sich eigentlich erst bei der Zusammenarbeit mit Bully gezeigt. Da habe ich festgestellt, dass ich vor allem über die Sprache und über die Stimme Zugang zu Figuren finde.

Ist es nicht wahnsinnig anstrengend, an einem Abend so viele unterschiedliche Charaktere zu mimen?

Ja, diese vielen Wechsel sind sowohl ein großer körperlicher als auch mentaler Kraftakt - aber es macht einfach ungeheuren Spaß. Und mittlerweile habe ich es auch recht gut im Griff. Nach mehr als 400 Auftritten zahlen sich Erfahrung und Übung eben aus. Heute bin ich um einiges entspannter und kann mit Unvorhergesehenem viel besser umgehen.

Kommt es denn oft vor, dass Sie auf Ungeplantes reagieren müssen?

Wenn ich ehrlich bin: bei jedem Auftritt. Dieses Programm mit seinen dauernden Rollenwechseln ist einfach eine extrem fragile Angelegenheit, die sehr viel Präzision erfordert. Und da kommt es eben schon mal vor, dass ich was vergesse oder dazuerfinde, oder dass die eine Figur der anderen die Pointe klaut. Da muss ich dann improvisieren - aber genau das taugt mir.

Liegt darin auch die Motivation für Ihre Liveauftritte? Neben Radio, Fernsehen und Kino müssten Sie sich die ja eigentlich nicht antun. . .

Stimmt, aber mir macht das einfach unglaublich Spaß. Der direkte Kontakt mit dem Publikum, dass man ganz allein und sozusagen nackt für einen ganzen Abend verantwortlich ist - da lernt man sehr viel. Außerdem kann ich in meinen Bühnenprogrammen all die Ideen verwirklichen, die in der Kompromissarbeit anderer Produktionen untergehen. Hätten wir zum Beispiel bei der "Bullyparade" immer gemacht, was der Rick wollte, wäre der "Schuh des Manitu" wohl nie entstanden.

Apropos "Bullyparade": Werden Sie auf dieses damals richtungsweisende Format noch oft angesprochen?

Ja, sehr oft - obwohl die letzte Ausstrahlung jetzt schon zwölf Jahre zurückliegt.

Und, nervt Sie das?

Nein, überhaupt nicht! Es ist doch ein Riesenkompliment, einen so bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben.

Was hat sich seit damals verändert?

Ich habe mich als Darsteller auf jeden Fall weiterentwickelt. Ob die Witze besser geworden sind, kann ich nicht beurteilen.

In Ebersberg treten Sie in einem neuen Saal auf, der 600 Zuschauer fasst. Eine gute Größe?

Das ist für mich ein Raum der mittleren Kategorie, ich spiele mal vor 300, mal vor 1000 Leuten. Aber die Stimmung und das Tempo des Abends hängen meiner Erfahrung nach überhaupt nicht von der Größe des Saals ab. . .

Rick Kavanian mit "Egostrip": am Freitag, 21. März, im Alten Speicher in Ebersberg. Karten gibt es unter (080 92) 202 55 oder unter www.kultur-in-ebersberg.de

© SZ vom 20.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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