Kultur:"Wir dürfen junge Musiker nicht entmutigen"

Kultur: Gitarrist Jakob Greithanner voll in Aktion mit "Rise in Flames", bei den Ebersberger Kulturtagen 2008.

Gitarrist Jakob Greithanner voll in Aktion mit "Rise in Flames", bei den Ebersberger Kulturtagen 2008.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Jakob Greithanner ist Gitarrist, Veranstaltungstechniker und Juror - unter anderem beim neuen Ebersberger Bandcontest "Lord of the Boars".

Von Victor Sattler

Jakob Greithanner bezeichnet sich als einen musikalischen Generalisten. Was er stattdessen sagen könnte, wenn er nicht zu bescheiden wäre: Er ist ein echter Alleskönner! Der 28-Jährige macht immerhin seit 15 Jahren Musik, hat vor der Gitarre, beginnend mit der Früherziehung an der Ebersberger Musikschule, schon eine ganze Reihe an Instrumenten durchprobiert, war Teil verschiedener Bands - zeitweise mehrerer gleichzeitig - und sitzt seit sieben Jahren im Vorstand des Kreisjugendrings (KJR), für den er die Kulturtage organisiert.

Als Veranstaltungstechniker hat Greithanner die Musik sogar in seinen Beruf integriert, er beherrscht was hinter der Bühne geschieht. Und nun richtet er als Juror auch noch über das, was obendrauf passiert. Greithanner kennt den Thrill der Livemusik praktisch von allen Seiten - womit nur eine einzige Frage bleibt, die er auf keinen Fall beantworten kann: Warum irgendjemand freiwillig auf dieses Hochgefühl verzichten sollte?

Im Vorfeld des neuen Bandcontests "Lord of the Boars", dessen dreiköpfiger Jury Greithanner angehören wird, kam der 28-Jährige nun nämlich ins Grübeln, weil die Anmeldungen nur schleppend beim KJR einlaufen. Er muss gerade feststellen, dass die Nachwuchs-Rockstars nicht gerade auf die Wettbewerbsbühne drängen und die Amateurmusikszene im Landkreis offenbar nicht mehr das ist, was sie einmal war.

Aus Mangel an Bewerbungen sah sich der Kreisjugendring sogar gezwungen, die Anmeldungsfrist noch bis zum 30. September zu verlängern. "Dabei sind die Musiker ja da!", ist sich Greithanner sicher. "Das belegen die konsequent hohen Schülerzahlen an den Musikschulen." Und auch die Infrastruktur im Landkreis dürfe man nicht zum Sündenbock erklären, denn Probenräume und Bühnen seien in fast allen Jugendzentren vorhanden - viele von ihnen jedoch "leider verwaist."

Kultur: Der 28-Jährige will nun mit dem KJR-Bandcontest junge Musiker auf die Bühne locken.

Der 28-Jährige will nun mit dem KJR-Bandcontest junge Musiker auf die Bühne locken.

(Foto: Christian Endt)

"Am Liederschreiben führt kein Weg vorbei"

Wo liegt also das Problem? Für den Gitarristen Greithanner hat sich seinerzeit noch alles wie selbstverständlich ergeben: Die erste Band des 14-Jährigen entstand als "klassisches Schulkumpel-Projekt", die ersten Auftritte hatte er im JUZ und in Moosacher Turnhallen - als man noch von vollen Sälen träumen durfte, mit zarten 16 Jahren. Das stolze Repertoire der Gruppe bestand stets auch aus eigenen Songs, denn für Greithanner gilt: "Am Liederschreiben führt kein Weg vorbei, wenn man sich ausprobieren und seine eigene Richtung entwickeln will."

Gestimmt hat diese Richtung dann spätestens, als Greithanner mit seiner Band Rise in Flames den Bandcontest "Rock me" gewann, der eine Ebersberger Musikinitiative bis vor zehn Jahren jährlich veranstalte. Das war ein Triumph, erinnert sich Greithanner, und fast ist es, als kehre ein Anflug von Heiserkeit in seine rauchige Stimme zurück, beim Gedanken an den Siegesjubel. Dass mit "Rock me" ausgerechnet nach dem Sieg von Rise in Flames Schluss war, nahm der Gitarrist damals gar nicht als Abgesang auf die Szene wahr. Im Gegenteil: Zum Ende von "Rock me" habe es immerhin an die 15 Bands im Landkreis gegeben, sagt er, die den lokalen Veranstaltungskalender auch gut auf eigene Faust rocken konnten, ohne den Ansporn eines Wettbewerbs.

Das will Jakob Greithanner endlich wieder sehen - und ist deshalb, trotz der anfänglichen Schwierigkeiten, von der Bedeutung des neuen Contests überzeugt: "Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, den jungen Musikern unter die Arme zu greifen." Der KJR könne auf diesem Weg nämlich dabei helfen, eine "alternative Szene" fernab der Schulen und Institutionen aufzubauen. Neue Formen müssten jetzt her, sagt der 28-Jährige. Und wer ihm die liefern könne, der werde bei "Lord of the Boars" von Juror Jakob Greithanner auch mit saftigen Punktzahlen belohnt: "Klar, die Technik und das Zusammenspiel, das ist alles wichtig - aber eine neue, eigene Note, ein Alleinstellungsmerkmal... Das ist es doch, was den Funken wirklich überspringen lässt.

Bis zum 30. September können sich Bands und Solokünstler unter 27 Jahren noch für den Bandcontest "Lord of the Boars" bewerben. Auf den von Jury und Publikum gemeinsam gekürten Gewinner warten Konzertslots, Gutscheine und ein Aufnahmewochenende in einem Tonstudio. Infos und Anmeldung unter www.lord-of-the-boars.de.

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