Kreissparkasse:Im Rückwärtsgang

Kreissparkasse: Das Bankgeschäft ist knifflig geworden, auch im florierenden Wirtschaftsumfeld im Raum München.

Das Bankgeschäft ist knifflig geworden, auch im florierenden Wirtschaftsumfeld im Raum München.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kreissparkasse macht trotz sinkender Erträge im Kerngeschäft 86 Millionen Euro Gewinn

Von Bernhard Lohr, Landkreis

Die Kreissparkasse München, Starnberg, Ebersberg hat mit Hilfe von Einsparungen und harten Einschnitten ihr Geschäft stabilisiert. Die vor gut einem Jahr eingeführten sogenannten Verwahrentgelte für hohe Einlagen erzielten ihre Wirkung. Etwa zwei Millionen Euro gingen über den Negativzins in Höhe von 0,4 Prozent an die Bank. Und es flossen die ungeliebten Einlagen, die vor allem Kommunen und Unternehmen 2016 in größerem Umfang bei der Sparkasse geparkt hatten, wieder ab. Vorstandssprecher Josef Bittscheidt zeigte sich am Donnerstag bei der Präsentation der Bilanz für 2017 mit dem Ergebnis nach Steuern von 86 Millionen Euro "sehr zufrieden".

Dabei war die versammelte Vorstandsriege im Konferenzraum im sechsten Stock der Bankzentrale am Sendlinger Tor freilich weit davon entfernt, ins Schwärmen zu geraten. Das Bankgeschäft ist angesichts einer Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank knifflig geworden, auch in einem florierenden Wirtschaftsumfeld im Raum München. Sparkassen, die aufs Privatkundengeschäft setzen und ein großes Filialnetz unterhalten, setzt die Digitalisierung ihres Geschäfts unter Druck.

Bereits 2016 legte die Kreissparkasse ein Sparprogramm vor, das neben einem Ausbau von Kundencentern auch Schließungen von Filialen vorsah; so etwa in Höhenkirchen. Ein Personalabbau wurde angekündigt. Dies ist umgesetzt. Mit 1116 Vollzeitstellen liegt man um 7,2 Prozent unter dem Wert von 2016 und unter der angepeilten Marge von 2020. Die Verwaltungskosten sanken 2017 um 10,5 Millionen Euro. Jetzt plagen die Bank wieder andere Sorgen. Sie sucht Auszubildende. Realschüler, Schüler von Wirtschaftsschulen und Abiturienten können sich melden. Die Aussichten, nach der Ausbildung übernommen zu werden, seien gut, sagte Bittscheidt.

Und freilich spricht alles dafür, dass die nach der Münchner Stadtsparkasse gemessen am Kundengeschäftsvolumen zweitgrößte Sparkasse Bayerns in eine sichere Zukunft geht. 600 000 Menschen leben im Einzugsbereich dieser lokal verwurzelten Bank. Weil ein Großteil von diesen wohlhabend ist, ist etwa an dem um 18 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro gestiegenen Volumen an verwalteten Wertpapieren in den Kundendepots abzulesen. Rückläufig war 2017 dagegen das Kreditgeschäft, was angesichts der Investitionen auf dem Immobilienmarkt und in örtlichen Unternehmen verwundern könnte. 744 Millionen Euro liehen sich Privatkunden 2017 bei der Kreissparkasse, nach 917 Millionen Euro im Jahr davor. Bei den Unternehmenskrediten sank die Summe von 700 auf 589 Millionen Euro. Allein die Kommunalkredite stiegen von 83 auf 118 Millionen Euro. Bittscheidt macht für die Entwicklung ein verknapptes Angebot auf dem regionalen Immobilienmarkt verantwortlich. Verstärkt fließe Vermögen in die Investitionen. Die Quote der aus den Einlagen direkt verliehenen Summen liegt bei 87 Prozent, ein in der Branche laut Bittscheidt hoher Wert.

Doch der Ertrag aus diesem Kerngeschäft lässt zu wünschen übrig. Die Zinsspanne sank laut Geschäftsbericht 2016 erstmals um 9,4 Millionen Euro, 2017 erneut um elf Millionen Euro. Man habe den "Rückwärtsgang eingelegt", sagte Bittscheidt. Auch 2018 wird ein Minus von bis zu acht Millionen Euro erwartet. Dennoch erwirtschaftete die Bank 8,6 Prozent mehr als 2016. Sie zahlte 35 Millionen Euro Steuern und 15 Millionen Euro Gewerbesteuern an die Kommunen. Ein Großteil der verbliebenen 86 Millionen Euro floss in eine sogenannte "Vorsorgereserve". Weitere Filialschließungen sind laut Bittscheidt nicht geplant, auch wenn das Online-Banking für Sparkassenkunden stark an Bedeutung gewinnt. 40 000 Überweisungsaufträge, die Kunden früher ausfüllten und am Schalter abgaben, gehen monatlich online an die Bank.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: