Kostenlose Kitas:Keine Hoffnung für Eltern

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Udo Ockel (CSU) ist Bürgermeister in Kirchseeon und hat als Vorsitzender des Ebersberger Gemeindetags einen Überblick über die Kommunen im Landkreis. (Foto: Christian Endt)

Laut Udo Ockel, Bürgermeister und Chef des Gemeindetags, können sich kleine Kommunen kostenlose Kitas nicht leisten

Interview von Anja Blum, Kirchseeon

Krippe, Kindergarten Hort: In München könnten Kitaplätze bald kostenlos sein. Jedenfalls plant das SPD-geführte Rathaus, die Beiträge der Eltern zu übernehmen - in der Hoffnung, dass der Freistaat bald nachzieht. Den Kommunen im Münchner Umland könnte dadurch freilich enormer Druck entstehen. Laut Udo Ockel, Bürgermeister von Kirchseeon und Vorsitzender des Ebersberger Gemeindetags, dürfen sich die Eltern im Landkreis jedoch kaum Hoffnungen machen.

SZ: Herr Ockel, was halten Sie von der Münchner Idee der beitragsfreien Kitaplätze?

Udo Ockel: Das wäre sehr schön. Der Gedanke, dass Kitas - wie Schulen und Universitäten - zur Bildung gehören und damit eine staatliche Aufgabe sind, hat ja auch durchaus etwas für sich. Und wäre die Entlastung der Familien für die Kommunen kostenlos, wäre ich auch sofort dabei. Doch andernfalls weiß ich leider nicht, wie die Finanzierung funktionieren sollte.

Die Landeshauptstadt scheint sich diese Initiative leisten zu können. Gilt das für kleinere Kommunen nicht?

Naja, es gibt wohl schon einzelne Gemeinden, die genügend Einnahmen haben, etwa aus der Gewerbesteuer, um so etwas stemmen zu können. Doch aus dem Landkreis weiß ich da leider keine.

Ist die Idee unter den Ebersberger Bürgermeistern denn schon einmal diskutiert worden?

Nein. Und ich kenne auch keinen Kollegen, der darüber nachdenkt.

Bei Ihnen in Kirchseeon sind kostenlose Kitaplätze undenkbar?

Ja, auf jeden Fall. Bei uns belaufen sich die Elterngebühren insgesamt auf gute 600 000 Euro im Jahr. Das sind keine Peanuts, das zu übernehmen können wir uns schlicht nicht leisten. Wir sind keine reiche Kommune. Zumal die Elternbeiträge ja ohnehin nicht kostendeckend sind: Kitas werden immer von Freistaat und Kommune gefördert. Hinzu kommt, dass wir immer wieder Defizite von Einrichtungen übernehmen müssen.

Aber fürchten Sie nicht, dass das Münchner Vorbild erhebliche Ansprüche bei den Eltern im Umland wecken könnte?

Doch, das mag schon sein, dass da eine Wunschkulisse losgetreten wird. Und dann viele Familien versuchen, in München, wo sie vielleicht arbeiten, einen Platz zu bekommen. Aber das ändert nichts daran, dass kleine Kommunen wie wir da keine Chance haben. Doch es ist gut, wenn darüber diskutiert wird, vielleicht gibt es ja bald tatsächlich auf höherer Ebene eine positive Entscheidung dazu.

Gäbe es in Kirchseeon nicht die Möglichkeit, anderswo Geld einzusparen oder einzutreiben?

Ich wüsste nicht, wo. Das Problem ist die alte Verteilungsdiskussion: Wenn wir zum Beispiel einfach die Grundsteuer anheben würden, um die Familien zu entlasten, empfänden das sicher viele andere Bürger als ungerecht. Das wäre politisch nicht zu verkaufen. Zumal ich nicht glaube, dass wesentlich mehr Kinder angemeldet würden, wenn die Plätze kostenlos wären. Denn wenn sich jemand die Betreuung tatsächlich nicht leisten kann, gibt es meines Wissens nach diverse Möglichkeiten der Unterstützung. Bei der Kinderbetreuung hapert es meiner Erfahrung nach also eher nicht am Geld.

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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