Konzert:In den höchsten Tönen

Musikschule Orchester Summit 2018

Sieben junge Harfinisten begeistern im Alten Speicher mit einer hörenswerten Premiere der Musikschule.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach einem langen Probenwochenende präsentieren 85 junge Instrumentalisten der Ebersberger Musikschule in neun Ensembles ein musikalisches Gipfeltreffen im Alten Speicher

Von Amelie Hörger, Ebersberg

Ein einsamer Kontrabass ragt aus dem Meer junger Musiker, Harfen werden den Flur entlanggeschoben und schnell nehmen ein paar Buben in schwarzen Anzügen ihre Plätze zwischen den Orchesterkollegen ein. Den linken und rechten Flügel des Saals dominiert die Farbe Schwarz, dort haben sich Ensembles zusammengesetzt und tuscheln. Am Freitagabend ist der Alte Speicher bis auf vereinzelte Plätze in den letzten Reihen gut gefüllt, denn die Musikschule Ebersberg hat ein Gipfeltreffen einberufen. Beim "Orchester & Ensemble Summit" präsentieren insgesamt neun Gruppen zusammengesetzt aus 85 Musikschülern ihre erlernten Stücke, die beim gemeinsamen Wochenende am Ammersee geprobt wurden.

Die Stimmung ist aufgeladen, gespannt und ein wenig nervös. Die Familie schaut schließlich zu, viele Eltern sind gekommen mit den Geschwistern im Gefolge. Ein schriller Blockflötenton durchschneidet das lockere Geplauder im Raum und man merkt: Bald geht es los. Auf der farbig beleuchteten Bühne haben schon die ersten beiden Gruppen Position bezogen. Hinten sitzen die "Kirchseeoner Rathausgrillen", im Vordergrund steht das "Brass-Ensemble Grafing" bereit. Mit den Worten "Danke, dass Sie auf das wichtigste Spiel der Fußball-WM verzichten", eröffnet Leopold Henneberger, stellvertretender Leiter der Musikschule, die Veranstaltung und bezieht sich hierbei auf die am Abend noch ausstehende Partie von Spanien gegen Portugal.

Mit "Canzona per Sonare" von "Giovanni Gabrieli" beginnt das Brass-Ensemble den Abend und stimmt die Zuhörer auf die kommenden zwei Stunden ein. Vor allem das Lied "Strike Up the Band" aus dem gleichnamigen Musical kommt mit seinem Jahrmarktsflair gut beim Publikum an. Danach zirpen die Grillen, keine hohen schrillen Töne wie bei den Artgenossen auf dem Feld, nein, das bunt gemischte Ensemble der "Kirchseeoner Grillen" entführen in die Zeit der Kelten. Zunächst fröhlich, dann melancholisch und am Ende erneut heiter, spielt die Gruppe ihr recht langes Stück. "Das dauert ja schon seit Minuten", flüstert ein Mädchen ihrer Mutter im Publikum zu, doch da endet der Ausflug in das Keltenreich und das nächste Ensemble betritt die Bühne im Alten Speicher.

Blockflöten haben bekanntlich nicht gerade den Ruf, einen hohen musikalischen Wert zu bieten, die Gruppe um Leiterin Gudrun Henneberger belehrt die Zuschauer an diesem Abend eines besseren, denn Stücke wie das Indianische Lied "The River is flowing" glänzen mit tiefen Tönen der verschiedenen Flöten, die von Mädchen in weißen T-Shirts und schwarzen Jeans gespielt werden. Einige der Jeans sind zerrissen. Die braven Flöten bekommen mit diesem Auftritt ganz offensichtlich ein rockigeres Image.

Während das Ensemble sich noch verbeugt, tut sich was in der linken Ecke des Saals. Das schwarz gekleidete "Vivaldi-Ensemble Grafing" macht sich bereit. Der Kontrabass bahnt sich seinen Weg auf die Bühne. Es folgt ein absoluter Klassiker. Normalerweise höre man nur den ersten Satz, aber hier würde auch der vierte präsentiert, so Leopold Henneberger und es erklingen die vertrauten Töne von Mozarts "Eine kleine Nachtmusik". Das harmonische Zusammenspiel der Musikschüler und der voluminöse Klang bleiben auch bei den Zuschauern im Gedächtnis und das "Vivaldi-Ensemble" erntet den bis zu diesem Zeitpunkt stärksten Applaus.

Der darauffolgende Umbau ist ein Kraftakt. Lachend erklärt Henneberger, der durch das Programm führt, "alleine dieser Umbau ist das Eintrittsgeld wert, obwohl wir keins verlangt haben". Denn in der Zwischenzeit haben sieben Harfen den größten Teil der Bühne eingenommen. Ein Raunen geht durchs Publikum angesichts dieser Premiere, und als die Musiker anfangen die Saiten ihrer Harfen zu zupfen, wird es plötzlich ganz still im Alten Speicher. Die beiden Stücke von "Christoph Pampuch" haben etwas Sehnsüchtiges, etwas sehr Zartes, das durch den Einklang der sieben Harfenspieler hörenswert transportiert wird und Lust auf mehr macht.

Mit zarten Klängen hat es die nächste Gruppe nicht wirklich, besser gesagt die nächsten zwei Gruppen, denn ein Zusammenschluss der Jugendblasorchester Ebersberg und Markt Schwaben stürmt kurz darauf die Bühne. "Probier's mal mit Gemütlichkeit" steht auf dem Programm, und mit einem Medley aus dem Film "Dschungelbuch" werden die Zuschauer schon einmal auf die kommende Pause vorbereitet.

Nach der Pause klafft ein großes Loch zwischen den Reihen der Zuschauer, denn das Akkordeonorchester hat seinen Auftritt. Passend zum Stück von Fritz Doblers "Romanze" spielen die Musiker der Gruppe mit viel Leidenschaft und Konzentration. Dann macht sich der Celloclub bereit und wagt sich wie schon das "Vivaldi-Ensemble" an einen wahren Klassiker: Bedřich Smetanas "Die Moldau". Die jungen Musiker schlagen sich tapfer, vor allem das letzte Stück "Chossn Kalah Mazel Tov" besticht durch einen klaren Rhythmus und seinen fremdländischen Klang.

Rhythmisch eindrucksvoll präsentiert sich auch das "Percussion-Ensemble", das zum Abschluss aufspielt. Als ein Ende mit Knall oder ein schlagkräftigen Schluss könnte man die letzten beiden Lieder des Abends charakterisiert. Santanas "Oye come va" ist das finale Stück des Abends, übersetzt bedeutet das so viel wie "Hey, wie geht's?". Darauf kann man nur antworten: Es geht gut nach diesem musikalisch vollgepackten Abend.

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