Konzert:Alles Pop

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Die Chöre der Musikschule im Zweckverband Kommunale Bildung präsentieren sich mit einem frischen Programm im Alten Speicher und zeigen, dass gemeinsames Singen nicht altbacken sein muss

Von Peter Kees, Ebersberg

Eigentlich forderte das sommerliche Wetter ein Open-Air-Konzert - das Programm tat dies auch: Am Samstagabend hat die Musikschule im Zweckverband Kommunale Bildung im Alten Speicher in Ebersberg ein großes Chorkonzert veranstaltet, ihre diesjährige "Chor Convention". Was es da zu hören gab, in erster Linie Pop- und Rockmusik, hätte gut ins Freie gepasst.

Die etwa 110 Sänger und Sängerinnen eröffneten ihre Chorzusammenkunft dann aber doch im Saal. Gemeinsam sangen sie den legendären Jazzkanon "Laura", begleitet von einer Band. Zu kurzfristig wäre es wahrscheinlich gewesen, das Konzert spontan nach draußen zu verlagern. Obwohl, besonders viele Stühle hätte man nicht transponieren müssen, war das Konzept der Veranstaltung doch eher locker. Statt Stühlen standen Stehtische im Parkett. Man sollte mittanzen, womit sich das Publikum anfänglich allerdings etwas schwer tat. Aufgrund der swingenden und groovenden Rhythmen änderte sich das jedoch im Laufe des Abends. Zur Zugabe war die Tanzfläche gut gefüllt.

Mit Songs von den Eurythmics und den Rolling Stones gelingt der Auftakt in einen gelungenen Abend

Die zu Beginn aufgetretenen Sänger und Sängerinnen sind die Mitglieder verschiedener Chorformationen der Musikschule. Nachdem das Tutti von der Bühne gegangen war, blieben um die 25 Sänger und Sängerinnen und interpretierten à capella drei Songs, "Sweet Dreams" von den Eurythmics, den Rolling Stones-Song "Sympathy for the Devil" und Stevie Wonders "Faith". Zu hören war danach der Pop-Chor "Chant & Groove". "Ein bisschen gemischt," sagte Chorleiterin Karin Berens, sei die Formation und spielte darauf an, dass mehr Frauen als Männer die poppigen Nummern sangen.

Dem Ausflug in die ewigen internationalen Charts folgten zwei Chorgemeinschaften, der Pop-Chor "Chant & Groove" sang gemeinsam mit dem Pop-Chor "Chor & More" - ein reiner Damenchor - den Jazzstandart "My Favourite Things" aus dem 1959 entstandenen Musical "The Sound of Music". Im Anschluss durften die Damen allein drei Nummern mit Band singen: Pharrell Williams "Happy", den vor allem durch Frank Sinatra bekannten Song "Fly Me to the Moon" und Marc Cohns "Walking in Memphis". Mit den Chören wechselten sich selbstredend auch die Chorleiter ab. Den Damenpopchor leitete Anna Ziegelmeir.

Generationenübergreifend wolle man gemeinsam singen, so das Motto des Abends, wie der musikalische Leiter und Moderator Martin Danes verkündete. Das erinnerte an Gotthilf Fischer, war aber - ohne despektierlich zu klingen - fern jeglicher Angestaubtheit. Tatsächlich waren es die Jüngsten, die Chorkinder, die mit "Lieder" des deutschen Popsängers Adel Tawil und dem legendären Song "Fata Morgana" von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung das Publikum begeisterten.

Aber auch die Jugendchöre "corro cadence" (mit Meghan Trainors "All about that Bass", "Royals" der neuseeländischen Sängerin Lorde und "Sing" von Ed Sheeran) sowie "choir's crossing" (mit der Popnummer "Put your Hands up", dem deutschen Song "Nichtstun" und Katy Perrys "Firework") jeweils samt Band wussten das Publikum in ihren Bann zu ziehen und zum Mitswingen zu bewegen.

Möglich, dass es manchen überraschte, dass kein Bach auf dem Programm stand, keine Motette, kein romantisches Chorlied, wie man es sich vielleicht bei einer Musikschule vorstellt, die doch dem bürgerlichen Bildungskanon zugetan sein sollte. Damit aber scheint es längst vorbei. Gegeben wird, was populär ist. Dem Publikum gefiel's, abzulesen am kräftigen Applaus. Zu hören waren noch "Augenbling" von der Berliner Musikgruppe Seeed, das Lied "Get Lucky" der französischen House-Formation Daft Punk und des US-amerikanischen Rappers Pharrell Williams sowie zum krönenden Abschluss "Let it be" von den Beatles und - äußerst passend - Mark Forsters aktueller Hit "Chöre".

Chorleiter Martin Danes ist der Star des Abends

Freilich gaben alle Sänger und Sängerinnen - und auch die Musiker der Band - ihr Bestes. Wer sich einmal mehr als Showtalent entpuppte, war Martin Danes: Da leitete er Chöre, dort moderierte er, mal saß er am Klavier, mal am Schlagzeug, mal am Bass - und zum Finale gab er noch den Tanzbären und sprang zum Gaudium des Publikums mehrmals von der Bühne in die Menge. Auch das ist Popmusik.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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