Kontrolle in Gsprait:Navi als schlechte Ausrede

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Polizei stoppt Autofahrer auf dem Schleichweg zwischen Ebersberg und Grafing und erteilt zahlreiche Verwarnungen

Wieland Bögel

Ebersberg-Die Zeiten, als helebardenbewehrte Landsknechte über die Feldwege zwischen benachbarten Fürstentümern wachten, sind zwar lange vorbei, einen kleinen Eindruck von jener fernen Zeit konnten aber Autofahrer bekommen, die am Dienstag auf der Rosenheimer Straße zwischen Ebersberg und Grafing unterwegs waren. Dieser Straßenabschnitt gilt seit Eröffnung der Umgehungsstraße offiziell als Feldweg, er ist für den Durchgangsverkehr gesperrt. Doch die Anwohner beklagen seit Monaten, dass viele Autofahrer dies missachten und die Straße als bequeme Abkürzung benutzen. Am Dienstagnachmittag ab 17 Uhr hat die Ebersberger Polizei zusammen mit Kollegen der Bereitschaftspolizei in der Rosenheimer Straße kontrolliert, und es zeigte sich, dass nicht jeder durchfahrende Autofahrer dazu berechtigt war: 50 Verwarnungen zu je 15 Euro wurden erteilt.

An den Kontrollpunkten, wie bei der Unterführung in Gsprait, hatten die Polizisten viel zu tun. Innerhalb von nur 30 Minuten waren dort bereits die Verwarnungsblöcke aufgebraucht, und noch immer wurden Autos auf den improvisierten Stellplatz gewunken. Wer den Beamten nicht glaubhaft ein Anliegen in der Rosenheimer Straße nachweisen konnte, wurde wegen Verstoßes gegen das Durchfahrtsverbot zur Kasse gebeten. Während einige der Autofahrer, wenn auch missmutig, die 15 Euro Verwarnungsgeld sofort bezahlten, begannen andere ausführlich mit den Beamten zu diskutieren. Diese bekamen an diesem Tag einiges an Ausreden zu hören: Ein Autofahrer gab an, er habe sich eine Speisekarte vom griechischen Restaurant in Gsprait holen wollen, da er diese den Beamten tatsächlich präsentieren konnte, durfte er ohne Verwarnungsgeld zu zahlen weiterfahren. Wer sich dagegen darauf berief durch das Fahren der Abkürzung einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, musste ebenso zahlen, wie jene, die der Meinung waren, die Straße benutzen zu dürfen, da sie schließlich mit ihren Steuergeldern finanziert worden sei. Ein Autofahrer beschwerte sich, dass ihn die Polizei nicht auf sein regelwidriges Tun hingewiesen und an der Durchfahrt gehindert hatte. Die häufigste Ausrede an diesem Nachmittag lautete aber, dass die Strecke vom Navigationssystem empfohlen wurde.

Die Ausrede mit dem Navigationsgerät findet der Verkehrsexperten der Ebersberger Polizei Dirk Anders besonders unpassend. Wer so argumentiere, sei eigentlich für die Teilnahme am Straßenverkehr ungeeignet, auch wer über veraltetes Kartenmaterial verfüge, müsse geänderte Verkehrsregeln beachten.

Die Ebersberger Polizei hat bereits weitere Kontrollen in der Rosenheimer Straße angekündigt. "Aufgrund des zweifelhaften Erfolges werden wir das wohl wiederholen müssen, damit bei den Autofahrern ein Lerneffekt einsetzt", sagt Anders. Der Verkehrsexperte verweist aber auch auf den "erheblichen Kräfteaufwand" der für solche Kontrollen nötig ist, deshalb seien diese bestenfalls einmal im Monat möglich. "Wir können in Gsprait schließlich keine feste Polizeistation aufbauen."

© SZ vom 09.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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