Konkurrenz für Poing:Kommen und gehen

Konkurrenz für Poing: Poing oder Vaterstetten? Von wo aus die Polizei im nördlichen Lankdreis künftig zu Einsätzen ausrückt, entscheidet sich wohl erst in fünf Jahren.

Poing oder Vaterstetten? Von wo aus die Polizei im nördlichen Lankdreis künftig zu Einsätzen ausrückt, entscheidet sich wohl erst in fünf Jahren.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vaterstettens Gemeinderat votiert einstimmig für eine Schließung der Polizeiwache am Rathaus. Als Ersatz soll sich die Kommune als Standort für den anstehenden Neubau der Inspektion bewerben

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Tage der Polizeiwache in Vaterstetten sind gezählt. Ohne Gegenstimmen beschloss der Gemeinderat, der Empfehlung der Poinger Inspektion zu folgen und den mit zwei Beamten besetzten Außenposten neben dem Rathaus zu schließen. Mit großer Mehrheit stimmte das Gremium außerdem dafür, dass sich Vaterstetten als neuer Standort für den anstehenden Neubau der Inspektion bewerben und dafür gegebenenfalls auch ein Grundstück zur Verfügung zu stellen.

Zum Jahresbeginn 2013 wurde die Polizeipräsenz in Vaterstetten deutlich verkleinert. Statt der seit 1988 bestehenden Wache mit bis zu zehn Beamten gibt es inzwischen nur noch eine Wache mit eingeschränkten Öffnungszeiten, in der zwei Polizisten Dienst tun. Dies ist Folge eines Kompromisses zwischen der Gemeinde und dem zuständigen Polizeipräsidium Oberbayern Nord, das die Wache vor zweieinhalb Jahren am liebsten komplett geschlossen hätte. Die Gründe dafür sind zum einen Sparvorgaben aus dem Innenministerium, aber auch der schlechte Zustand des Containerbaus, in dem die Wache untergebracht ist. Zumindest Letzteres wollte man seitens der Gemeinde gerne beseitigen und stellte den Beamten Arbeitsplätze im damals geplanten neuen Ortszentrum in Aussicht. An diesem Umzug hielt man auch noch fest, als die Zentrumspläne vor zwei Jahren scheiterten - wohl wissend, dass Arbeitsplätze für Polizisten angesichts des chronisch überbelegten Rathauses kaum möglich sind. Und seitens der Polizei auch gar nicht gewünscht, wie Poings Inspektionsleiter Helmut Hintereder Anfang des Jahres im Gemeinderat erläuterte.

Für die Arbeit der Polizei sei es effektiver, wenn die beiden in Vaterstetten verbliebenen Beamten nach Poing verlegt würden, sagt Hintereder, dies schaffe Synergien. Anfang April hatte Vaterstettens CSU beantragt, dem Wunsch der Polizei nachzukommen, und den Plan, die Wache ins Rathaus zu verlegen, zu verwerfen. Eine Idee, die von den anderen im Gemeinderat vertretenen Parteien nun unterstützt wurde. Einstimmig votierte das Gremium für eine endgültige Schließung der Wache in Vaterstetten. Wann es aber so weit ist, steht laut Inspektionsleiter Hintereder noch nicht fest. Derzeit gebe es noch keine Pläne für einen Umzug.

Genau wie für den Neubau der Polizeiinspektion. Dass ein solcher in den kommenden Jahren nötig ist, hatte das Innenministerium zwar bereits vor einem halben Jahr festgestellt, aufgrund der finanziellen Situation rechnet man aber mit einem Baubeginn nicht vor dem Jahr 2020. Doch wenn es soweit ist, sollte man in Vaterstetten bereit sein, forderte nun CSU-Fraktionssprecher Michael Niebler, "wir sollten uns für die Situation wappnen und rechtzeitig ein Grundstück anbieten". Ihm sei zwar durchaus bewusst, dass die Nachbargemeinde Poing dies ebenfalls tun werde, trotzdem solle Vaterstetten sich als Standort bewerben: "Wir werden ja sehen, welche Gemeinde das bessere Angebot macht."

Grundsätzlich herrschte im Gremium darüber Einigkeit, dass die Großgemeinde um die Inspektion werben soll. Etwa Diskussionsbedarf gab es allerdings um die Formulierung im Antrag, dass man ein gemeindeeigenes Grundstück pachtfrei zur Verfügung stellen werde. "Wir können nicht zustimmen, ohne zu wissen, um welches Grundstück es geht", sagte Grünen-Fraktionssprecher Axel Weingärtner. Diese Frage soll nach dem Willen der Antragsteller erst in einer später stattfindenden nichtöffentlichen Sitzung geklärt werden. Außerdem, so Niebler, müsse man sich auch zunächst noch beim kommunalen Prüfungsverband erkundigen, ob eine Gemeinde überhaupt kostenlose Grundstücke für Staatsaufgaben hergeben darf. SPD-Fraktionssprecher Sepp Mittermeier schlug als Kompromiss vor, die Formulierung "die Gemeinde beabsichtigt" einzubauen, damit halte man sich alle Optionen offen. Dem stimmten fast alle Gemeinderäte mit Ausnahme von Herbert Uhl (FW) und Manfred Schmidt (FBU/AfD) zu. Dieser lehnte die kostenlose Bereitstellung eines Grundstücks mit den Worten ab: "Der Freistaat soll es gefälligst selber bezahlen."

Ob ein kostenfreies Grundstück ausreicht, um die Inspektion nach Vaterstetten zu holen, ist indes fraglich. Denn laut Polizeipräsidium werde "der Standort für eine Polizeiinspektion primär nach einsatztaktischen und polizeifachlichen Gesichtspunkten ausgewählt" besonders wichtig seien "schnelle und kurze Wege für den Streifendienst". Unter dieser Prämisse scheiden Standorte in Baldham und Vaterstetten eigetnlich aus, übrig blieben die nördlichen Ortschaften, etwa Parsdorf.

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