Kommentar zur Windkraft:Bürger könnten die Energiewende selbst in die Hand nehmen

Kommentar zur Windkraft: Energiewende von unten. Die Bürger in Hamberg wissen wie's geht, denn wer selbst an einem Windrad beteiligt ist, wird sich mehr dafür einsetzen.

Energiewende von unten. Die Bürger in Hamberg wissen wie's geht, denn wer selbst an einem Windrad beteiligt ist, wird sich mehr dafür einsetzen.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Umfragen zeigen, dass die meisten Bayern nichts gegen Windkraft haben. Es ist die Politik, die einer lauten Minderheit folgt. Und die stemmt sich gegen erneuerbare Energien.

Von Wieland Bögel

"Da könnte ja jeder kommen." Der Satz wird gerne verwendet, wenn es gilt, dem Bayern als solchen eine gewisse Beharrungskraft - um nicht zu sagen: Sturheit - zu attestieren. "Da könnte ja jeder kommen" - unter diesem Motto könnte auch die Ende 2014 eingeführte 10-H-Regel für Windräder stehen: Die Staatsregierung macht die Windkraft de facto unmöglich, weil die Bayern sie nicht wollen.

Wirklich nicht? Wer mit den Betreibern des bisher einzigen Windrades im Landkreis redet, bekommt einen anderen Eindruck. Dort haben im vergangenen Jahr so viele Leute nachgefragt, wie sie selbst Windradbetreiber werden können, dass es zu diesem Thema nun extra eine Veranstaltung geben wird.

Was wieder einmal bestätigt, wie fragwürdig die Politik gegen Windräder in Bayern ist. Angeblich entspreche sie dem Wunsch der Mehrheit, welche sich gegen eine ebenso angebliche Verschandelung der Landschaft ausspreche. Umfragen belegen indes seit langem, dass die meisten Bayern kein Problem mit der Windkraft haben, ja diese sogar befürworten. Nur leider tun sie das zu leise.

Laut waren und sind dagegen die Windkraftgegner - ob und wie viel Hilfe einer Lobby dabei im Spiel ist, welche die Interessen derjenigen vertritt, die durch die Energiewende verlieren würden, darüber kann man nur spekulieren.

Nicht spekulativ ist indes, dass sich die bayerische Staatsregierung die Argumente der Windkraftgegner zu eigen machte, mit desaströsen Folgen für Umwelt und Energiewende. Denn ohne Windkraft ist letztere - wenn überhaupt - nur mit erheblichen Schäden an ersterer zu schaffen: So bräuchte man, um ein Windrad durch eine Biogasanlage zu ersetzen, mehrere Hektar Anbaufläche. Am wirtschaftlichsten ist hier derzeit die Mais-Monokultur, von Ökologen gerne als "Grüne Wüste" bezeichnet.

Oder man lässt das mit der Energiewende gleich bleiben und setzt weiter auf fossile Kraftstoffe. Ist doch egal, wenn sich dadurch die Erde weiter aufheizt und das Geld für Öl, Gas und Uran an Typen fließt, denen man nicht einmal bei Tageslicht begegnen will.

Zum Glück scheinen nicht alle Leute so zu denken, wie das Interesse am Bau neuer Windräder beweist. Vielleicht sind die Bayern schon weiter als ihre Regierung, die nach wie vor einer lauten Minderheit folgt. Ob das so ist, könnte sich in sechseinhalb Monaten zeigen - gut möglich, dass es vom 15. Oktober an heißt: Windkraft? Da kann jeder kommen.

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