Kommentar:Verständlich, aber fruchtlos

Ob sich die vom Brummton geplagten Steinhöringer mit ihrer Beschwerde einen Gefallen getan haben, ist fraglich. Statt um die Sache geht es jetzt um gegenseitige Schuldzuweisungen

Von Wieland Bögel

Hat das Landratsamt seine Aufgaben vernachlässigt, Bürger vor gesundheitsschädlichem Krach zu schützen? Und wurden mögliche Verursacher des Lärms gar von den Behörden in Schutz genommen, unliebsame Messergebnisse vertuscht oder wurde gar nicht erst ordentlich gemessen? Bei den vom Steinhöringer Brummen Betroffenen schließt man dies offenbar nicht ganz aus, wie die nun beim Umweltministerium eingereichte Aufsichtsbeschwerde zeigt. Aus dem Schreiben spricht aber vor allem eines: der in fast sieben Jahren verständlicherweise entstandene Frust, über ein Problem, das sich einfach nicht lösen zu lassen scheint. Woran die nun eingereichte Beschwerde allerdings auch nichts ändern dürfte.

Nicht zu Unrecht werden Aufsichtsbeschwerden unter Juristen mit den drei "F" charakterisiert: formlos, fristlos, fruchtlos. Im für die Beschwerdeführer besten Fall gibt es eine Rüge für das Landratsamt - das Brummen ließe sich so aber auch nicht abstellen. Ohnehin dürften die Vorwürfe, dass Landratsamt und Landesamt für Umwelt eine Aufklärung der Brummtonursache verhindern wollten, schwer bis gar nicht zu belegen sein. Zwar führen die Steinhöringer einige Unstimmigkeiten an, etwa die angeblich vorher beim Pipeline-Betreiber angekündigten Untersuchungen, die angeblich auch noch zu dessen Bedingungen erfolgt seien, oder angeblich mit unzureichendem Equipment vorgenommene Messungen des LfU. Das Problem ist das "angeblich", denn dass die Pipeline-Betreiber den Behörden das Messergebnis quasi in den Block diktiert hätten, lässt sich genauso wenig belegen wie dass das LfU schlampig gemessen habe.

Eine Folge der Beschwerde lässt sich aber bereits jetzt absehen: Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und anderen Behörden dürfte für den Steinhöringer Verein nicht einfacher werden. Jedenfalls legt das die doch einigermaßen verschnupfte Antwort aus dem Landratsamt nahe. Dort beruft man sich darauf, ohnehin schon mehr getan - und bezahlt - zu haben, als man eigentlich müsste und verweist im Gegenzug auf Versäumnisse der Betroffenen, die etwa zu wenig mitgearbeitet hätten. Zumindest einer kann sich über die Entwicklung freuen: der Verursacher des Brummtons - wer immer es auch ist. Denn solange Betroffene und Landratsamt streiten, wird er kaum befürchten müssen, dass irgendwer von ihm verlangt, den Krach abzustellen.

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