Kommentar:Signal der Pfennigfuchser

Es ist kleinkariert, aus Kostengründen aus der gemeinsamen Schwangerenberatung mit dem Landkreis München auszusteigen

Von Sabine Wejsada

Es kann nicht genug davon geben: Wenn der Mensch in eine schwierige Lage gerät oder gar in eine Lebenskrise, dann ist es gut, wenn das Netz an Beratungsstellen eng geknüpft ist. Gerade bei einer aus welchen Gründen auch immer konfliktbeladenen Schwangerschaft mag man sich nicht ausdenken, was passieren könnte, wenn eine Frau nur eine einzige Anlaufstelle hätte, um über ihre vielleicht existenziellen Sorgen oder Ängste sprechen zu können und sich helfen zu lassen.

Dass sich mit Erding und Ebersberg zwei Landkreise nun wieder einmal anschicken, dem über kommunale Grenzen hinweg gemeinsam finanzierten Zweckverband der Schwangerenberatung, die von der Ismaninger Familienberatung geleistet wird, den Rücken zu kehren, ist ein falsches Signal. Die dem Vernehmen nach angeführte Begründung, man wolle angesichts der Kosten nun endlich einmal erfahren, wie viele Frauen aus Erding oder Ebersberg überhaupt den beschwerlichen Weg zur Sprechstunde nach Ismaning antreten, wo es doch ganz in der Nähe das örtliche Gesundheitsamt und Donum Vitae gibt, darf getrost als kleinkariert bezeichnet werden.

Die lange Fahrt ist bestimmt nicht das größte Problem, das eine Frau hat, wenn sie sich nicht auf ihr Kind freuen kann. Vielleicht - und das sollten sich die Pfennigfuchser in den fraglichen Landkreisen vor Augen führen - wählt die Betroffene gerade mit Absicht nicht die eine Beratungsstelle, die direkt vor der Haustür liegt, oder die andere, die von der katholischen Kirche getragen wird. Anonymität und Konfessionslosigkeit spielen gerade in Konfliktberatungen, wie sie die Ismaninger im Auftrag des Zweckverbandes anbieten, eine überaus wichtige Rolle.

Die übrigen Mitglieder der Beratungs-Koalition, die Kreise München und Freising sowie die Kommunen Garching, Ismaning und Unterföhring, tun gut daran, die Abtrünnigen nicht ziehen zu lassen. Im Sinne der betroffenen Frauen und deren Familien, die mit ihrer neuen Lebenssituation überfordert sind.

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