Kommentar:Sie wollen das schaffen

Man kann den Boykott  der Helferkreise verstehen, die  keine   Ehrung im  Landtag wollen, sondern nur eines: beim Helfen nicht behindert werden.

Kommentar von Alexandra Leuthner

Wenn all diese Schwierigkeiten mit der Bürokratie nicht wären, sagen die Flüchtlingshelfer, dann könnten sie sich wirklich um die Flüchtlinge kümmern. Darum, dass sie Deutsch lernen, darum, dass sie miteinander klar kommen, was bei Menschen aus unterschiedlichsten Ländern, Schichten, Kulturkreisen und Religionen ja gar nicht immer funktionieren kann, wenn sie monatelang gemeinsam in einer Halle leben müssen. Da ist durchaus so manche Vermittlung nötig und sicher auch das Erlernen mancher "Benimmregeln", die unseren Gepflogenheiten entsprechen.

Ganz ohne Ironie - es macht ja Sinn, den alltäglichen Umgang miteinander zu üben, nicht nur den zwischen Männern und Frauen, der nun mal in vielen Herkunftsländern ein anderer ist als bei uns. Und das lernt sich mit Sicherheit leichter im unverkrampften Kontakt miteinander, beim Fußballspielen oder gemeinsamem Kochen, als in einem Kurs, wo vorne einer steht und mit einem Zeigestock auf ulkige Symbole an einem Flipchart zeigt.

Man kann die Enttäuschung der freiwilligen Helfer also gut verstehen, wenn sie mit all ihrem Enthusiasmus immer wieder in den bürokratischen Mühlen stecken bleiben, hausgemachten und verordneten, über die sich Staatsbeamte nun mal nicht hinweg setzen dürfen, und dadurch von dem abgehalten werden, was sie eigentlich tun wollten: Helfen, Gastfreundschaft beweisen. Probleme mit Behörden waren vermutlich nicht die, die sie an vorderster Stelle vermutet hatten, als sie beschlossen, mitzuhelfen beim großen Integrationsprojekt "Wir schaffen das". Und diejenigen, die immer noch nicht aufgehört haben, es schaffen zu wollen, haben ein Recht darauf, mehr Unterstützung einzufordern.

Wenn sie die Bayerische Staatsregierung ersuchen, wie es der Poinger Helferkreis formuliert, die Expertise der Helfer zu nutzen, die tagtäglich mit den Flüchtlingen und den Beschwernissen ihres Lebens im Exil konfrontiert sind, dann ist das sinnvoll. So wie die Forderung nach einheitlichen Strukturen, nach einem IT-System, das die Menschen eindeutig registriert. Das würde allen mehr Sicherheit geben, den Flüchtlingen, die sicher sein könnten, nicht aus dem System zu fallen und vielleicht wichtige Termin zu verpassen, den Behörden, die wüssten, wer sich tatsächlich in welcher Unterkunft aufhält, und den Helfern, die stimmige Unterlagen in Händen hätten.

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