Kommentar:Diese Tarif-Ringe braucht kein Mensch

Kommentar: Das System mit den Zonen kapieren wenn dann nur Diplom-Mathematiker.

Das System mit den Zonen kapieren wenn dann nur Diplom-Mathematiker.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Das Zonen-System des MVV ist so wirr wie sonst noch was. Die gute Nachricht: Es gibt Ideen für Reformen. Die Herrn der Ringe müssen endlich aktiv werden.

Kommentar von Karin Kampwerth

Der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) ist vor bald zehn Jahren mit einer Steuerreform bekannt geworden, die auf einen Bierdeckel passen müsse. Eine runde Sache wurde bekanntermaßen nicht daraus. Das Steuerrecht hat nach wie vor mehr Ecken und Kanten und vor allem Fallstricke. Und Friedrich Merz? Verschwand samt Bierdeckel im politischen Nirwana.

Ebenso wenig rund läuft es seit Menschengedenken, zumindest aber seit Erfindung von U- und S-Bahn in München und Umgebung, für das Tarifsystem des MVV, das sich wirr wie ein Schienenplan im Stellwerk liest und sich nur Experten erschließt. Dass sich dies ändern muss, ist klar. Metropolen wie London, Paris oder Berlin zeigen schließlich, dass es Tickettarife für den Nahverkehr auch in einfach gibt.

Für Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU) könnte eine Reform der große politische Wurf sein, schließlich ist er Sprecher der MVV-Landkreise und gehört damit zum erlauchten Kreis der Herren der Ringe, in die das Netz tariflich eingeteilt ist. Hier muss dringend aufgeräumt werden, so dass Vaterstettener nicht länger doppelt so viel für eine Fahrt nach München bezahlen müssen, wie Fahrgäste, die in Haar zusteigen. Dass sich Niedergesäß dafür engagieren will, hat er zugesagt. Revolutionär aber wäre es, wenn er den Vorschlag seines Parteifreundes Martin Lechner unterstützen würde. Dieser schlägt eine Nahverkehrsabgabe für alle vor, mit der dann jeder kostenfrei U- und S-Bahn oder Bus fahren könnte.

Wenigstens aber lohnt es sich schon aus pädagogischen Gründen, den Vorschlag von Philipp Goldner (Grüne) voranzutreiben, wonach junge Menschen unter 21 Jahren kostenlos den MVV benutzen dürfen. Der dadurch entstehende Gewöhnungseffekt setzt sich garantiert auch im Erwachsenenalter durch. Nicht zuletzt: Kostenlose Tickets für alle oder wenigstens für junge Leute passt in jedem Fall auf einen Bierdeckel. Zu schade nur, dass dieser seit Friedrich Merz' Steuerreform eher ein Symbol des Scheiterns ist.

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