Kommentar:Nicht schön, aber nützlich

Wer die Zerstörung der Landschaft durch landwirtschaftliche Bauten beklagt, darf die Ursachen dafür nicht ignorieren

Von Wieland Bögel

Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt, so singen es seit jeher die Kinder - auch wenn die Rösslein längst unter der Motorhaube sitzen und die Landwirtschaft allgemein wenig von einem ländlichen Idyll besitzt - das sie aber wohl nie hatte. Sie war immer ein mühsames Geschäft, in vorindustrieller Zeit genau wie heute. Um dies etwas abzumildern, hat der Gesetzgeber den Bauern ein paar Privilegien eingeräumt - etwa die nahezu ungehinderte Errichtung von Wirtschaftsgebäuden.

Selbstverständlich ist es legitim, diese Privilegien zu hinterfragen, wie es nun die beiden Vaterstettener Gemeinderäte Manfred Schmidt und Herbert Uhl im Bauausschuss taten. Und tatsächlich mutet es auf den ersten Blick etwas merkwürdig an, einen Stadel im Dorf zur Gewerbehalle zu machen und danach einen neuen außerhalb der Ortschaft zu beantragen. Auf den zweiten Blick ist es aber komplizierter. Einerseits liegen Jahre zwischen Umwidmung und neuem Antrag, eine Rückwidmung nach so langer Zeit ist kaum möglich. Andererseits geschieht diese "Wanderung" landwirtschaftlicher Gebäude nach außen infolge einer in der gesamten Region zu beobachtenden Entwicklung: der zunehmenden Urbanisierung.

Bei all ihren Schattenseiten - sei es der Verlust von Natur und Landschaft, seien es nicht immer ansprechende Ortsbilder - ist diese Entwicklung doch der Grund für den Wohlstand der Region, von dem auch jene profitieren, die sie so vehement kritisieren.

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