Kommentar:Nicht schön, aber notwendig

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Jahrelang hat der Gemeinderat den schlechten Zustand der Markt Schwabener Mittelschule ignoriert. Höchste Zeit, dass er nun endlich handelt - auch wenn sich dadurch die Schulden massiv erhöhen

Von Karin Kampwerth

Angesichts neuer Schulden von 9,9 Millionen Euro, die die Markt Schwabener einplanen müssen, um zu stemmen, was in diesem Jahr gemacht gehört, kann einem schon schwindelig werden. Gar schlecht aber wird's einem, wenn man die Grafen-von-Sempt-Mittelschule am Gerstlacher Weg besucht. Feudal an der - immerhin - Bildungseinrichtung ist lediglich der historische Name.

Das Gebäude deshalb nur verstaubt zu nennen, wäre schön geredet. Der marode Zustand der Schule belastet Schüler und Lehrer gleichermaßen bereits seit vielen Jahren - und ist ebenso lange den Verantwortlichen im Gemeinderat bekannt. Dort hatte man sich jedoch, wenn es ums Geldausgeben ging, in der Vergangenheit lieber Prestigeobjekten zugewandt. Der Sanierung des Unterbräu etwa, dem aufgehübschten Wasserturm oder dem Fahrstuhl in den Tunnel unter den Bahngleisen. Das alles steht Markt Schwaben zweifellos gut zu Gesicht; ein schlechtes Gewissen sollten die Verantwortlichen dennoch haben, weil man den Nachwuchs darüber schlichtweg vergessen hat.

Ist ja auch nicht gerade üblich, dass sich Schüler über schimmelnde Wände, zugige Fenster, verdreckte Toiletten und Handläufe an den Treppengeländern beschweren, die man lieber nicht anfasst. Dass das unzumutbar ist, hat der Gemeinderat unter Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) inzwischen glücklicherweise begriffen: Ein neues Schulhaus soll endlich gebaut werden. Eine überfällige Entscheidung, mit der man auch den Lehrern Respekt zollt, die sich mit viel pädagogischem Engagement dafür stark machen, dass die Hauptschule, die inzwischen Mittelschule heißt, keine "Resterampe" für Problemkinder ist, sondern eine gute Möglichkeit für Schüler, die mehr Zeit zum Lernen brauchen. Darüber besteht im Markt Schwabener Gemeinderat auch durchaus Konsens. Anderer Meinung sind einige Mitglieder des Gremiums, wenn es um die notwendigen Kredite für den Schulneubau geht. Der frühere Grundschulrektor Bernd Romir (Freien Wähler) packt Dinge zwar gerne mutig an, aber die Höhe der neuen Schulden geht ihm zu weit. Kinder hin oder her, dem Haushalt haben die Freien Wähler nicht zugestimmt. Ähnlich argumentiert Sascha Hertel für die Zukunft Markt Schwaben (ZMS). Schämen sollten sich beide. Romir, weil er als langjähriger Gemeinderat mit zu verantworten hat, dass man die Schule derart verlottern ließ. Und Hertel gehört einer Fraktion an, die den Begriff "Zukunft" im Namen führt. Dass sie diese für Mittelschüler nicht sieht, muss sich die ZMS mit ihrem Nein zum Haushalt nun unterstellen lassen.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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