Kommentar:Mann der markigen Worte

Eine Delegiertenversammlung mit Vorstandswahl ist etwas anderes als ein Auftritt im Bierzelt - das muss der neue CSU-Vorsitzende Thomas Huber wohl noch lernen

Von Thorsten Rienth

Wenn die Bewerbungsrede des neuen CSU-Kreisvorsitzenden Thomas Huber einen Ausblick auf die lokalpolitische Agenda der Partei in den nächsten Jahre geben sollte, dann stehen die Ebersberger jetzt relativ ratlos da. Eloquent vorgetragen, aber inhaltlich so beliebig, dass Huber die Rede bei jedem CSU-Neujahrsempfang hätte halten können. Auch ein zünftiges Festzelt wäre eine gute Kulisse gewesen.

Die CSU sei für ihn nicht nur politische Gesinnung, sondern eine "Kampfgemeinschaft", stellte Huber etwa klar. Dann wetterte er "gegen diesen Schwachsinn des Bürokratiewahnsinns" beim Mindestlohn. Schließlich wähnte er die christlich-abendländische Tradition in Gefahr, weil in Berlin Christkindl- und Weihnachtsmärkte in Wintermärkte umbenannt würden. Und anderswo St. Martinsumzüge zu Laternenumzügen würden. "Wehret den Anfängen!"

Nicht eine einzige ausführlichere Argumentation zu einem konkreten lokalpolitischen Thema ist in den 35 Minuten zu hören. Stattdessen gibt es Danksagungen und bekannte CSU-Forderungen mit dem Zusatz, dass sie freilich auch für den Landkreis Ebersberg von Wichtigkeit seien. Das waren Huber auch zwei Ankündigungen wert: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer komme demnächst in die Ebersberger Alm, Ministerpräsident Horst Seehofer nächstes Jahr zum 70. Gründungsjubiläum des CSU-Kreisverbands.

Den Delegierten scheint Hubers Auftritt genügt zu haben. Sie klatschten artig Applaus und füllten dann den Stimmzettel aus. Die 94,5 Prozent Zustimmung sind ein durchaus ansehnliches Ergebnis. Mit markigen Worten und politischen Allgemeinplätzen wird Huber die Kreis-CSU wohl aber kaum zu alter Stärke zurückführen können.

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