Kommentar:Mama, Papa, übernehmen Sie

Dass das Projekt "Kinder werden daheim gesund" gescheitert ist, könnte sogar eine gute Nachricht sein - vielleicht zeigt es ja, dass es mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf inzwischen besser klappt

Von Karin Kampwerth

Manchmal sind Nachrichten nur auf den ersten Blick schlecht, bevor sie sich bei genauerem Hinsehen als durchaus gute Neuigkeit entpuppen. Diese Erkenntnis trifft auf das Aus des Projektes "Kinder werden daheim gesund" zu.

Natürlich ist es enttäuschend für die Initiatoren, dass die an sich gute Idee nicht aufgegangen ist, den nicht krippe-, kindergarten- oder schultauglichen Nachwuchs von Ehrenamtlichen betreuen zu lassen, während die Eltern im Job ihre Pflichten erfüllen können. Doch letztlich fehlte es schlichtweg am Bedarf, was eben die positive Nachricht ist. Denn offenbar gelingt es Familien im Landkreis ganz gut, sich selber um die fiebernden und schnäuzenden Kinder zu kümmern, was allemal die beste Lösung ist - für besorgte Eltern genauso wie für die Kleinen. Für die gilt schließlich: Je kränker sie sind, desto mehr benötigen sie neben Tee und Wadenwickeln liebevolle Zuwendung. Und das können Mama, Papa, Oma oder Opa eben am besten.

Dass Kinder Schnupfen und Husten zu Hause auskurieren können, spricht hoffentlich auch für ein neues Selbstbewusstsein von Eltern ihren Vorgesetzten gegenüber. Viele Mütter und Väter von größeren Kindern können sich nämlich sicher daran erinnern, dass sie beim Chef schwindeln mussten und lieber sich selbst krank gemeldet haben, statt zuzugeben, dass Sohn oder Tochter flach liegen. Und vor allem für junge Mütter galt ein kleines Kind lange als Makel beim Vorstellungstermin.

Natürlich gibt es auch heute noch gestrige Chefs und Chefinnen. Aber es wird besser. Durchaus mit politischer Unterstützung aus nächster Nähe. So hat sich der Landkreis Ebersberg schon vor Jahren Familienfreundlichkeit auf die Fahnen geschrieben. Das unterstreicht er mit der gerade zu Ende gegangenen Ausschreibung für einen Wettbewerb der mitarbeiterfreundlichsten Unternehmen im Landkreis. Als preiswürdig gelten Betriebe, die unter anderem mit Perspektiven zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf punkte. Genau solche Initiativen braucht es, um Projekte wie "Kinder werden daheim gesund" überflüssig zumachen, weil es ja doch nur eine Notlösung gewesen wäre.

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