Kommentar:Leben geht vor Landbesitz

Beim Hochwasserschutz wird man es nicht allen recht machen können, es gilt, die Wahl des geringerne Übels zu treffen

Von Korbinian Eisenberger

Kein schöner Gedanke, wenn man seine Kühe nicht mehr mit selbst gemähtem Gras füttern kann. Dass man sein Feld im Hochwasserfall fluten lässt, daran muss sich ein Landwirt erst einmal gewöhnen. Wie man es auch dreht und wendet, dieser Gedanke ist einfach nicht nett. Dennoch: Wenn man sich an die Bilder von vor acht Monaten aus dem zerstörten Simbach erinnert, dann kann man bei allem Verständnis für die Bauern nur zu einem Schluss kommen: Solche Bilder will niemand sehen, nicht in Niederbayern - und nicht in Markt Schwaben.

Dass die Gemeinde das Projekt Hochwasserschutz jetzt auf Kosten von Land und Natur vorantreibt, mag einigen im Ort nicht gefallen - was irgendwo verständlich ist. Trotzdem ist dieser Schritt unumgänglich. Wie schnell es auch im Landkreis Ebersberg zu Überschwemmungen kommen kann, zeigten die Monate nach Simbach. In Hohenlinden, Grafing und Ebersberg liefen die Keller voll, die Menschen im Neubaugebiet Am Doktorbankerl dürften sich nicht gern an die feuchte Überraschung erinnern.

Die bayerischen Katastrophen-Hochwasser von 2013 und 2016 zeigen: Kommunen wie Markt Schwaben tun gut daran, wenn sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Zukunft wappnen. Natürlich muss die Gemeinde bei all dem behutsam vorgehen, viele Gespräche mit den Grundstückseignern führen, Planungen in den Details transparent machen und - wo es geht - Rücksicht auf Mensch und Natur nehmen.

Wahrscheinlich müssen aber auch harte Entscheidungen gefällt werden. Vielleicht wird es den ein oder anderen geben, der sich gegen die Maßnahmen wehrt. Vielleicht werden Argumente aufkommen, die Eingriffe bei einem Bächlein wie dem Hennigbach seien unverhältnismäßig. Klar, keiner weiß, was das Wetter in den nächsten Jahren bringen mag. Klar ist aber auch: In Simbach hatte kaum einer ernsthafte Gefahren gesehen. Und plötzlich wurde dort innerhalb von Minuten ein Rinnsal zu einem reißenden Strom, der fünf Menschen das Leben kostete.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: