Kommentar:Klar positioniert

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Zornedings CSU-Gemeinderatsfraktion schon. Flüchtlinge würde sie lieber im Keller oder Containerdorf verstecken. Damit beweist sie Linientreue mit ihrer wegen fremdenfeindlicher Äußerungen zurückgetretenen Ortsvorsitzenden Sylvia Boher

Von Carolin Fries

Sollen Asylbewerber an öffentlichen Plätzen in Zorneding im Internet surfen können? Jenseits ihres Containerdorfes? Zum Beispiel im Jugendzentrum oder in der Lärchenstraße. Eine Vorstellung, die manch einem Zornedinger Gemeinderat Bauchschmerzen bereitet. Sollte man es wirklich befürworten, dass mehrheitlich dunkelhäutige junge Männer aus Eritrea vor der Bücherei sitzen - und man da womöglich selbst mal vorbei muss? Muss man die Zornedinger davor nicht schützen? Die Debatte im Gemeinderat zur Errichtung sogenannter Wlan-Hotspots hätte man trefflich mit der Zeile "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" überschreiben können. Das traurige Ergebnis: zu viele. Und: ausnahmslos CSU-Gemeinderäte.

Die Flüchtlinge und die CSU in Zorneding - das ist spätestens seit den fremdenfeindlichen Äußerungen der ehemaligen Ortsvorsitzenden Sylvia Boher ein dunkles Kapitel in der Gemeindegeschichte. Boher ist nach wie vor Gemeinderätin, ihre Fraktion hatte sich bislang nicht klar zu ihren rechtspopulistischen Thesen positioniert. In der jüngsten Sitzung hat sie es nun getan: Die Asylbewerber sollen doch bitte im Container bleiben oder in ihrem Schulungsraum, sich aber keinesfalls auf offener Straße aufhalten. Deutlicher kann das Signal kaum sein. Lediglich Johannes Schott, der öffentlich Bohers Rücktritt gefordert hatte, und Stefanie Berndlmeier stimmten für die Hotspots, alle anderen Fraktionsmitglieder dagegen. Wohlgemerkt gegen den jederzeit einstellbaren und zeitlich steuerbaren Versuch. Sie haben sich damit hinter Sylvia Boher gestellt, die in Zusammenhang mit den Flüchtlingen von einer Invasion sprach, die Flüchtlinge aus Eritrea pauschal als Militärdienstverweigerer bezeichnete und die Hilfsangebote für die Asylbewerber angesichts der hilfsbedürftigen Deutschen infrage stellte.

Besonders traurig macht die Argumentation, weil sie einzig und allein auf Vorurteilen beruht. Etwa die betonte Nähe zum Kindergarten. Seit Monaten schon nutzen die Asylbewerber - nebenbei gemeinsam mit bedürftigen Deutschen - die Räume in der Lärchenstraße zusammen mit der Tafel zu Schulungszwecken. Aktuell im Keller - wo sie nach Meinung der CSU auch bleiben sollen. Die Hotspots in Rosenheim seien polizeilich unauffällig, sagt ein Sprecher der Rosenheimer Polizei, es gebe keine erhöhte Kriminalität. Verpönt macht den Platz erst der Blick des Betrachters. Der CSU stünde es gut, die Asylbewerber knapp ein Jahr nach ihrer Ankunft als Zornedinger Bürger anzunehmen, die man nicht in Containern und Kellern verstecken muss.

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