Kommentar:Je weniger desto besser

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Auch wenn es widersprüchliche Angeben zu den Risiken von Glyphosat gibt, ein Gift bleibt es trotzdem und sollte so sparsam wie möglich angewendet werden

Von Anja Blum

Das Thema Glyphosat erhitzt nun seit mehr als einem Jahr schon die Gemüter. Die einen warnen vor unabsehbaren Risiken für sämtliche Ökosysteme, die anderen vor Panikmache. Dem könnte man nun mit einem gewissen Fatalismus begegnen, nach dem Motto: Sterben müssen wir sowieso. Und: Fastfood, Alkohol und Nikotin sind schließlich auch alles andere als gesund. Ein kleiner, aber feiner Unterschied besteht allerdings darin, dass dies unstrittig bewiesen und allgemein bekannt ist. Wer sich schlecht ernährt, wenig bewegt, trinkt und raucht, weiß, dass er damit seiner Gesundheit schadet.

Beim Thema Glyphosat hingegen sind die Fakten bislang noch ziemlich ungeklärt. Keiner kann mit Bestimmtheit sagen, ab welcher Konzentration das Totalherbizid für den menschlichen Organismus gefährlich ist. Und niemand weiß genau, wie groß die Rückstände im Grundwasser oder in unserer Nahrung sind. Nicht Wissen, sondern eher Meinung bestimmt also die Debatte. Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern, denn wissenschaftliche Beweise scheinen auf diesem Feld nicht im Handumdrehen zu bekommen zu sein. Selbst von der Aufgabe, Reste des Pflanzenschutzmittels im Trinkwasser nachzuweisen, ist so manches Labor offenbar überfordert. Insofern wird der Streit der Organisationen, Behörden und Politiker um ein mögliches Verbot von Glyphosat wohl noch eine ganze Weile andauern.

Was also tun, wenn von höchster Ebene so schnell keine befriedigenden Antworten zu erwarten sind? Der Ebersberger Bund Naturschutz hat eine sinnvolle, charmante Lösung gefunden: Er versucht, Verbesserungen im Kleinen zu erwirken, und setzt da an, wo die Erfolgsaussichten am größten sind. Dort nämlich, wo die Verwendung von Glyphosat alles andere als notwendig erscheint: im Garten, im Park, auf dem Spielplatz oder Friedhof. In ihrer Kampagne gegen das weltumspannende Totalherbizid bemühen sich die Aktiven des Ebersberger BN darum, Kommunen, Baumärkte und vor allem Privatpersonen davon zu überzeugen, auf das Pflanzenschutzmittel künftig zu verzichten.

Denn in all diesen Bereichen gibt es vernünftige Alternativen. Die Distel in der Einfahrt zum Beispiel kann man auch mal schlicht mit der Hand herausreißen. Oder zu rabiateren Mitteln greifen: Die Stadtgärtnerei Ebersberg hat nun ein Gerät angeschafft, mit dem unliebsame Gewächse zwischen Pflastersteinen abgefackelt werden können. Denn klar ist: Je weniger Glyphosat in all die ökologischen Kreisläufe um uns herum gelangt, desto besser. Grenzwerte hin oder her.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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