Kommentar:Gymnasium? Alle Zeichen stehen auf Poing

Die Frage ist nicht mehr, ob die Gemeinde ein Gymnasium bekommt, sondern nur noch wann und in welcher Form.

Kommentar von Wieland Bögel

Die Realität fällt regelmäßig durch ihre spezielle Eigenschaft unangenehm auf, sich einfach nicht richtig planen zu lassen. So manch schöner Plan war schneller reif für den Papierkorb, als er fertig war, weil sich die Welt einfach schneller bewegt, als mancher Planzeichner Pläne zeichnet. Dass dies nicht immer und unbedingt schlecht sein muss, könnten bald die Poinger erfahren. Sie haben sich seit Jahren mit viel Elan für ein Gymnasium in ihrer Gemeinde eingesetzt - aber bislang ohne realistische Aussicht auf Erfolg. Nun scheint die Realität zugunsten der Poinger umgeplant zu haben. Die Frage ist eigentlich nicht mehr, ob Poing ein Gymnasium bekommt, sondern nur noch wann und in welcher Form.

Drei Faktoren sind es, die den Bau einer neuen Schule in Poing deutlich realistischer gemacht haben. Der erste, das Wachstum des Landkreises im Allgemeinen und Poings im Speziellen, ist nicht neu. Seine Folgen, die überfüllten Gymnasien und Realschulen besonders im Landkreiswesten sind lange bekannt. Trotzdem reichte dies alleine bisher nicht aus, den Bedarf für ein weiteres Gymnasium zu begründen. Dies könnte aber geschehen durch die Faktoren zwei und drei, die unmittelbar zusammenhängen: Die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums und der dadurch wieder steigenden Attraktivität gegenüber den Realschulen. Alleine die Rückkehr zu G 9 wird laut Landratsamt etwa zwölf Prozent Zuwachs an den Landkreisgymnasien bedeuten - das wären rund 600 Schüler. Gleichzeitig erwartet man eine Verschiebung von der Realschule zum Gymnasium, wenn das ungeliebte Turbo-Abitur dort abgeschafft ist.

Besonders in Vaterstetten und Kirchseeon dürfte das neue Schulmotto daher bald lauten: Enger zusammenrücken. Beide Schulen sind bereits jetzt zu voll, in den kommenden Jahren geplante Ausbau- und Erweiterungsmaßnahmen dürften nur kurzfristig Entlastung bringen, bis zum nächsten Wachstumsschub durch die nächsten großen Wohngebiete. Diese entstehen derzeit und wohl auch in den kommenden Jahren größtenteils in dem Dreieck Kirchseeon, Vaterstetten, Poing. Wenn man also ein neues Gymnasium baut - vielleicht gleich zusammen mit einem anderen Wunschprojekt der Schulplanung, einer landkreiseigenen FOS/BOS - dann in einer der drei Gemeinden. Und welche wäre dazu besser geeignet, als jene, die noch keins hat?

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