Kommentar:Gute Sache mit Schattenseiten

Ja, es gibt einen Nachbarschaftsstreit wegen einer Solaranlage. Und nein, deshalb müssen sich künftige Photovoltaikanlagen-Eigentümer keine Sorgen machen, dass es ihnen genauso ergehen könnte. Es bleibt bei einem Einzelfall

Von Jan Schwenkenbecher

Wen die Sonne von den Solarpaneelen gegenüber blendet, der soll halt einfach das Rollo runterlassen. Da muss man doch nicht klagen. So sagen die einen. Wenn man sein Dach aufrüstet, soll man das halt so bauen, dass es keinen stört. Etwas Rücksicht bitte. So sagen die anderen. Der vorliegende Nachbarschaftsstreit um die Solaranlage auf einem Ebersberger Dach ist sicherlich unangenehm für alle Beteiligten, keine Frage. Beide Seiten haben ihre Argumente, ihre Interessen. Eine Sache ist nun wichtig: sich zu einigen. Am besten, wie immer, im Gespräch.

Eine andere Sache ist aber noch wichtiger: das Ganze nicht überbewerten. Wer vor dem Photovoltaik-Fiasko über eine eigene Anlage nachdachte, nun aber zweifelt, dem sei gesagt, dass dieser Zweifel unbegründet ist. Natürlich muss man einige Dinge bedenken - Kosten, Lage, Zustand des Dachs, Denkmalschutz, Sonnenstand. Doch dass die Anlage den Nachbarn blendet, ist ein absoluter Ausnahmefall. Er muss mittags zu Hause sein, seine Wohnung höher liegen als die Solarzellen, der Winkel muss stimmen - Es sind wirklich sehr viele Faktoren, die da zusammenkommen müssen. Zur Einordnung hilft auch der Blick über den Landkreisrand hinaus: In ganz Deutschland gab es in den letzten Jahren nur eine Handvoll vergleichbarer Fälle. Solaranlagen sind nach dem Baugesetz genehmigungsfrei. Gäbe es öfters Probleme mit den Nachbarn, wären sie es bestimmt nicht.

Sicherlich schadet es trotzdem nicht, den Nachbarn in seine Pläne einzuweihen. Das sichert zum einen das Vorhaben ab, und stärkt zum anderen das gartenzaunübergreifende Wir-Gefühl. Dagegen haben sollte er ohnehin nichts, schließlich sinken die CO₂-Emissionen, die Luft wird reiner, das Land braucht weniger Kohle-, Gas- und Atomstrom, und außerdem parkt der Öllieferant die Einfahrt nicht mehr zu. Sollte da einer motzen, er wäre total verblendet.

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