Kommentar:Gemeinsam vielversprechend

Poing und Feldkirchen sollten sich nicht als Konkurrenten betrachten, sondern ihr Ziel zusammen verfolgen: ein neues Gymnasium im Münchner Osten

Von Wieland Bögel

Ein möglichst breites Angebot an möglichst allem - von Einkaufsmöglichkeiten über Nahverkehr bis hin zu Schulen - ist ein wichtiger Standortfaktor für Kommunen. Besonders die weiterführenden Schulen sind für Städte und Gemeinden wichtig, setzen viele doch auf Wachstum und dazu vor allem auf die "jungen Familien". Und die neuen Einkommensteuerzahler werden sich besonders gerne da niederlassen, wo von Krippe bis Gymnasium alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen ist. Daher ist es verständlich, wenn sich Gemeinden als Standort für neue Schulen ins Gespräch bringen, wie es Poing und Feldkirchen derzeit tun. Im Fall der beiden Nachbarn könnte ein gemeinsames Projekt aber vielversprechender sein als zwei Einzelbewerbungen.

Dass Bedarf für ein Gymnasium besteht, dürfte sich weder für Feldkirchen noch für Poing leugnen lassen. Viele Schüler aus den beiden Gemeinden besuchen derzeit die nicht gerade an gähnender Leere leidenden Gymnasien in Vaterstetten und Kirchheim, und für die Poinger beginnt und endet der Schultag in Vaterstetten außerdem mit einer längeren Busfahrt. Wie viel angenehmer wäre es da doch, sich einfach in der Früh aufs Fahrrad zu schwingen und nach wenigen Minuten in einer nicht überfüllten Schule anzukommen. Dieses Versprechen hat sich in Poing die Bürgerinitiative für ein Gymnasium auf die Fahnen geschrieben und immer mehr Poinger - inklusive Bürgermeister und Gemeinderäte - halten seine Umsetzung für geboten und realistisch. Doch über letzteres befindet am Ende das Kultusministerium, und zwar anhand prognostizierter Schülerzahlen. Und diese könnten, wenn es dumm läuft, für Poing und Feldkirchen, jeweils ein bisschen zu niedrig für eine neue Schule ausfallen. Würden sich beide Gemeinden indes für ein gemeinsames Gymnasium bewerben, dürfte die Mindestzahl der Schüler leicht erreicht werden.

Möglich werden könnte diese Kooperation ausgerechnet dank einer Besonderheit des Münchner Schulwesens: den Zweckverbänden. Dieses Konstrukt, dass Landkreise und Gemeinden gemeinsam eine Schule betreiben, hatten manche schon als nutzloses Relikt vergangener Zeiten abgeschrieben. Doch in einem Ballungsraum, in dem Landkreise und Gemeinden immer weiter zusammenwachsen, muss dies auch die Bildungspolitik tun. Wenn die neuen Schulen dann so liegen, dass man nicht in jeder Gemeinde mit dem Rad zum Unterricht fahren kann, findet der wenigstens nicht in Containern auf dem Pausenhof eines überbelegten Gymnasiums statt.

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