Kommentar:Falsch gerechnet

Oberirdische Umgehungsstraßen durch die Landschaft sind billiger als Tunnel. Weil (noch) nicht richtig gerechnet wird: Der Flächenverbrauch fließt in die Kalkulation nicht ein

Von Wieland Bögel

Fans der unbesiegbaren Gallier erinnern sich sicher an Orthopädix. Der gibt in der Folge "Das Geschenk Caesars" den Herausforderer von Dorfchef Majestix und hat im Wahlkampf unter anderem mit nutzlosen Geschenken seiner Anhänger zu kämpfen. Sein geflügelter Spruch wird daher "Ich hol die Schaufel" - die Geschenke verschwinden nämlich flugs in einer Grube hinterm Haus. Ein bisschen erinnern derzeit die Kreisgrünen an den eifrigen Schaufler Orthopädix, auch sie würden am liebsten etwas Unangenehmes in einer tiefen Grube verschwinden lassen: den Verkehr auf den großen Durchgangsstraßen. Der Herausforderer im Gallierdorf hatte mit seiner Kandidatur zum Chef keinen Erfolg. Ob das auch für die Idee eines Tunnelsystems für die Straßen im Landkreis gilt, muss sich zeigen.

Bei Straßenplanern sind Tunnel eher unbeliebt. Der Bau ist deutlich teurer als jener einer oberirdischen Straße, und einen Tunnel zu warten ist nicht nur komplizierter - unter anderem wegen der dort verbauten Anlagen von Entwässerung über Belüftung bis zu Beleuchtung - als eine normale Trasse. Er bietet in schlechten Zeiten auch kein Sparpotenzial: Die Sanierung einer Schlaglochpiste kann man bei klammen Kassen zurückfahren, bei den Stützwänden im Tunnel sollte man das tunlichst lassen. Ein bisschen ist sicher auch Bequemlichkeit im Spiel, nach dem Motto: "Das haben wir schon immer so gemacht." Und so wird einfach eine Umgehung nach der anderen irgendwo in die Landschaft geklatscht. Und genau hier - bei der Landschaft nämlich - liegt ein Fehler der aktuellen Kostenberechnung. Flächenverbrauch spielt kaum eine Rolle - schließlich lässt er sich nicht auf Euro und Cent beziffern. Zumindest noch nicht. Denn gerade im Großraum München wird Grund und Boden immer knapper. Selbst wer Umweltschutz und Flächensparen für Hippie-Kram hält - was man bei den Urhebern so mancher Straßen- und Verkehrsplanung nicht ganz ausschließen mag - kommt um die Folgen nicht herum: Knapper heißt letztlich teurer, und je teurer der Grund, desto geringer der Vorteil einer oberirdischen Straße.

Wie lange es aber dauert, bis dieser Vorteil komplett und belegbar verschwunden ist, kann man nicht mit Bestimmtheit voraussagen - nur hoffen, dass es der Fall sein wird, bevor die Umgehungsstraßen-Planungen im Landkreis konkret werden.

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