Gegen den Fremdenhass:Die Markt Schwabener Kita ist eine Villa für die Vielfalt

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Die Villa Drachenstein verbindet Ostern mit dem St. Patrick's Day. (Foto: Privat)

Da können die Ostereier der "Identitären" noch so bunt sein: Wenn sie von einer fremdenfeindlichen Organisation verteilt werden, schimmert die braune Farbe immer durch.

Kommentar von Korbinian Eisenberger

Es ist nicht prinzipiell verwerflich, wenn man Kindern Osternester und Schokoeier vor die Tür stellt. Solange die Leckereien nicht vergiftet sind. Und hier beginnt das Problem der jüngsten Aktion der "Identitären Bewegung Bayern". Ihr Ostergruß an die Kinder der Markt Schwabener Kita "Villa Drachenstein" ist durch und durch vergiftet von rechtsextremer Ideologie. Hinter den Eiern aus Plastik und Schokolade stehen fremdenfeindliche Parolen und gefährlicher Nationalismus. Da können die Eier noch so bunt sein. Das hässliche Braun schimmert trotzdem durch.

Das Gute daran ist, dass die Aktion vor den Feiertagen selbstentlarvender nicht sein könnte. Man muss sich nur mal das öffentliche Bekennerschreibern auf der Webseite der "Identitären" durchlesen. Dort ist von einer "Villa Drachenfels" zu lesen, wo - so wird behauptet - das Osterfest dieses Jahr ausfällt. Was ja nie stimmte. "Stattdessen feiert man lieber den vielerorts multikulturell ausgeschlachteten St. Patricks Day", heißt es. Allein dieser Satz spricht schon für sich, "multikulturell" ist demnach im Verständnis des Verfassers von Haus aus ein negativ besetztes Wort. So etwas verwendet nicht, wer nur heimische Traditionen schützen will. Sondern jemand, der aus welchen Gründen auch immer prinzipiell etwas gegen andere hat.

Das ist traurig, aber nicht ganz neu in diesen politisch unruhigen Zeiten. Und trotzdem macht diese Geschichte Mut. Weil sie sich in der Arbeiterwohlfahrt (Awo) nicht verbiegen haben lassen. Weil sie für Integration, gegenseitiges Verständnis und kulturelle Vielfalt eingestanden sind. Weil sie ihre Kinder weiter dazu ermutigt haben, über die Grenzen hinaus zu schauen, statt andere auszugrenzen. Das ist wichtiger denn je, wo man in der Region so viele Zuwanderer trifft wie lange nicht mehr. Der Gegenwind war enorm. Doch bei der Awo sind sie standhaft geblieben. Wie ein Drachenfels in der Brandung.

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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