Kommentar:Ein Ort hält zusammen

Die Markt Schwabener wollen die Flüchtlinge in ihrem Ort herzlich willkommen heißen. Das gibt Hoffnung - gerade in diesen Tagen

Von Isabel Meixner

Wer die Hassparolen im Ohr hat, die Nazis in den vergangenen Tagen Asylbewerbern in manchen Orten Deutschlands entgegen geschmettert haben, dem konnte bei der Gründung des Aktivkreises Flüchtlinge in Markt Schwaben warm ums Herz werden. 50 Bürger zeigten mit ihrer Anwesenheit und ihren Nachfragen, dass sie die Neuankömmlinge im Ort nicht nur irgendwie unterbringen, sondern sie auch willkommen heißen werden.

Es waren die kleinen Bemerkungen, die zeigten, dass hier vom Menschen her gedacht wurde. Dass man am Tag der Ankunft Essen und Tee bereithalten soll, weil die Asylbewerber möglicherweise mit leerem Magen nach Markt Schwaben geschickt werden; dass man vorsichtig sein müsse, wie man mit einer traumatisierten Person umgeht; ob es nicht vielleicht doch möglich sei, einen Gemeinschaftsraum neben den Containern einzurichten? Auch haben die Organisatoren Joachim Weikel und Tobias Vorburg bereits Kontakt mit Vereinen aufgenommen, um dort Flüchtlinge in die Mannschaften zu integrieren, die Wasserwacht will einen Schwimmkurs anbieten, sobald das Hallenbad wieder geöffnet ist. Exemplarisch sei auch das Engagement von Bettina Ismair erwähnt: Die Integrationsbeauftragte der Gemeinde hatte in den vergangenen Monaten durchaus zu verstehen gegeben, dass sie nicht mit allem in der Flüchtlingspolitik einverstanden ist. Doch jetzt, da die Gemeinde in kurzer Zeit 90 Asylbewerber aufnimmt, ist sie eine der Ersten, die mit anpackt.

Selbst Menschen, die an diesem Abend nicht anwesend waren, haben ihre Hilfe angeboten, allen voran die Markt Schwabener Unternehmer: Sie wollen Geld- und Sachspenden übergeben, beispielsweise Vorhänge für die Container. Man wolle die Container, die gegenüber der Feuerwehr aufgestellt werden, "so human wie möglich gestalten", hat eine Frau beim Treffen im Schwaiger-Bräu gesagt. Ihre Wortmeldung steht stellvertretend für die Reaktion vieler Markt Schwabener in diesen Tagen.

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