Kommentar:Ein bisschen was bewahren

Es ist eine problematische Entwicklung, dass in Poing immer mehr alte reizende Häuser für moderne Bauten weichen müssen

Von Barbara Mooser

Der Spaziergang durch Poing, zu dem Heimatforscher Helmut Ganslmaier zur Eröffnung der Poinger Kulturroute vor einigen Wochen Interessierte mitnahm, war faszinierend und deprimierend zugleich. Faszinierend, weil nicht nur Ganslmaier eine Menge spannende Dinge aus der Historie der Gemeinde zu berichten wusste, sondern auch viele Teilnehmer der Führung lustige wie melancholische Erinnerungen beitragen konnten. Deprimierend, weil man überwiegend vor Wohn- und Geschäftshäusern stand, die vielleicht nicht besonders hässlich, aber auch nicht besonders schön sind, für die aber oft reizende alte Häuser mit Charakter weichen mussten. Fotos davon sind inzwischen auf Schildern vor den modernen Häusern zu sehen.

Natürlich kann ein Ort unmittelbar vor den Toren der Landeshauptstadt nicht in der Entwicklung stehen bleiben. Die Vorstellung, an diesem Platz ein Bauerndörfchen konservieren zu können, wäre naiv. Und natürlich leistet Poing einen enorm wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Wohnungsnot im Großraum Münchens, indem es sich vor vielen Jahren ganz bewusst zum Wachstum entschieden hat. Dieses Wachstum und der damit einhergehende Wohlstand hat viele positive Folgen: ausreichend Kita-Plätze, eine abwechslungsreiche Schullandschaft, ein attraktives Freizeitangebot, sogar einen Badeweiher, das alles hat Poing zu bieten. "Nicht schön, aber praktisch", so beschreiben inzwischen viele Poinger ihren Wohnort.

Dennoch stellt sich gerade bei vielen Menschen in Alt-Poing immer wieder ein gewisses Unbehagen ein. Sie erkennen ihr Heimatdorf von früher nicht wieder, sie fürchten um die Identität der Gemeinde. Vieles wurde in den vergangenen Jahrzehnten getan, um Poing noch praktischer zu machen. Das Schöne ist dabei manchmal auf der Strecke geblieben. Und es geht ja immer weiter: Als nächstes werden für die Verlängerung der Anzinger Straße einer der letzten alten Höfe und eine der letzten alten Villen abgerissen. Deshalb ist es ein wichtiger und richtiger Schritt, dass die Gemeinde nun immerhin das alte Schulhaus, eines der ältesten Gebäude Poings, gekauft hat. Wenigstens ein kleiner Rest aus der Vergangenheit wird so sicher für die Zukunft bewahrt.

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