Wenn Journalistin und Fotograf einen Tag lang den Landkreis von Nord nach Süd und Ost nach West durchstreifen, um ein Stimmungsbild zur Bundestagswahl am kommenden Sonntag einzufangen, dann ist das alles andere als repräsentativ. Dennoch, die zufällige Auswahl von Bürgerinnen und Bürgern, jungen und alten Menschen, Frauen und Männern, stimmt positiv: 15 Mal ein klares Votum für die Wahl. Nur ein Einziger zögerte anfangs, um nach kurzem Nachdenken zu erkennen, dass das Kreuzchen auf dem Stimmzettel zwar keine Bürgerpflicht ist, aber dennoch ein kostbares Recht, die Gestaltung der Gesellschaft für die nächsten Jahre mit zu bestimmen - auch wenn sich dann vielleicht Mehrheiten finden oder Parteien ins Parlament einziehen, deren Programme mit der eigenen Einstellung nicht deckungsgleich sind. Demokratie heißt aber, auch das auszuhalten.
Selbst Populisten, die den Verfechtern des Grundgesetzes mit seinen höchsten Errungenschaften von Freiheit und Gleichberechtigung Sorge bereiten, lassen sich am besten entlarven, wenn sie den Gesetzen eines demokratisch gewählten Parlamentes folgen müssen und nicht länger dem Ruf der Straße. Dieser könnte zumindest im Landkreis durchaus kleinlaut sein. Denn wenn die Umfrage der Ebersberger SZ nur ein bisschen repräsentativ gewertet würde, darf man davon ausgehen, dass die Menschen nicht aus Protest an die Urne gehen, sondern sich Gedanken darüber machen, wo sie ihr Kreuzchen warum setzen.
Doch auch, wenn die Ebersberger am Sonntag wohl kaum auf 100 Prozent Wahlbeteiligung kommen wie in der Umfrage, so dürften die Werte doch wieder deutlich im oberen Bereich liegen. 2013 etwa lag die Wahlbeteiligung bundesweit bei 71,5 Prozent. Im Wahlkreis Ebersberg-Erding waren es 75,33 und im Landkreis 77,15 Prozent. Zur Wahl zu gehen, ist die richtige Entscheidung unabhängig davon, wem man seine Stimme gibt.