Kommentar:Der nächste Schuss muss sitzen

Die Rotter Straße 8 ist eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen. Nachdem es nun für eine Sanierung auch nichts mit Mitteln aus der Städtebauförderung wird, wird es Zeit, dass der Stadtrat sich zu einer Entscheidung durchringt.

Kommentar von Thorsten Rienth

Die Stadt Grafing leistet sich einen fragwürdigen Luxus: Mit dem ehemaligen VHS- und Musikschulgebäude rottet in allerbester Innenstadtlage eine dreistöckige Ruine vor sich hin. Es würde sich alles schon irgendwie fügen, dachten sie im Rathaus wie im Stadtrat. Pläne wurden geschmiedet und wieder verworfen. Erst aus Unvermögen, dann aus schlichtem Pech. Dann wegen der Sorge, eine große Lösung würde die Finanzen der Stadt in Schieflage bringen. Und schließlich aus der Hoffnung heraus, dass es ein bisschen anders noch ein bisschen billiger gehen würde. Nun, nachdem mit der Förderung aus dem "Investitionspakt Soziale Integration im Quartier" die neunte oder zehnte Option gescheitert ist, steht die Stadt genau dort, wo sie im Dezember 2008 mit allem begonnen hatte.

Wenn nach dem großen Vor und Zurück der vergangenen Jahre so etwas wie eine Schlussfolgerung zu ziehen ist, dann klingt sie in etwa so: Eine gleichzeitig bequeme, einfache, günstige und schnelle Lösung wird es nicht geben. Andernfalls wäre die "RO 8" ja längst mit Leben gefüllt und nicht länger mit Staubmäusen und kalter Luft.

Wenn die Gedankenspiele jetzt wieder von vorne beginnen, darf sich der Stadtrat nicht mehr mit falschen Hoffnungen ruhigstellen. Er muss die Optionen wie Kulturzentrum, Neubau, Abriss oder Sanierung mit realistischen Preisschildern versehen - und sich dabei unabhängig machen von etwaigen Förderungen oder anderen Faktoren, die eine Planung wieder aufs Kreuz legen könnten.

Ganz gleich, für welche Option sich der Stadtrat schließlich entschiedet: Sie wird teuer. Und am Ende müssen die Stadträte abwägen, wie viel ihnen dieses städtebauliche Sahnestück im Herzen der Stadt wert ist. Das mag keine leichte Entscheidung werden. Wer sich fürchtet, sie zu treffen, sollte sich aber auch nicht in den Stadtrat wählen lassen. Lamentieren seine Mitglieder bei der "RO 8" weiter herum, bescheren sie ihrer Stadt die nächste Posse. Oder um es martialischer zu formulieren: Der nächste Schuss muss sitzen.

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