Kommentar:Charmant verpackt

Die Straußdorfer Ortsverschönerung ist gut. Das Verkehrsproblem löst sie allerdings nicht

Von Thorsten Rienth

Grafinger Stadträte reagieren inzwischen gereizt, wenn sie auf diesen Zusammenhang angesprochen werden: Dass sie dem Straußdorfer Konzept zur Dorferneuerung womöglich nur deshalb die breite Bühne geben, weil das schlechte Gewissen plagt. Dass sie mit der Neugestaltung des Dorfplatzes wiedergutmachen wollen, was sie den Straußdorfern mit ihrem mehrheitlichen Votum für die Ostumfahrung eingebrockt haben: Mehr Verkehr, auf dass der Rest der Stadt Grafing von ihm entlastet würde. Welch Ironie, dass ein Hauptanliegen der Dorferneuerung ausgerechnet im reduzierten Durchgangsverkehr liegt.

Mit dem Beschluss im Stadtrat stehen nun die ersten drei Dorferneuerungsprojekte fest. Der Dorfplatz zwischen Pfarrstadl und Kirche wird neugestaltet, gleiches gilt für den Schulhof und den Spielplatz daneben. Die Vorhaben sind charmant und werden den Straußdorfer Alltag ein bisschen angenehmer machen. Aber am eigentlichen Straußdorfer Problem des Durchgangsverkehrs werden sie gleichwohl nichts ändern. Die Auswirkung der Querungshilfe am südlichen Ortseingang dürfte im Wirkungsbereich einer homöopathischen Mini-Dosis liegen. Und auch bei den anderen Maßnahmen, Neuordnungen und Neugestaltungen, die noch auf der Straußdorfer Wunschliste stehen, ist ein spürbarer Effekt mindestens zweifelhaft.

Wenn die Verve des Bürgerprojekts deshalb in Resignation umschlägt, liegt das nicht an einer angeblichen Blockadehaltung im Straßenbauamt. Dass die Behörde spürbare verkehrliche Veränderungen ablehnt, ist keine Ignoranz der Straußdorfer Anliegen. Die Rosenheimer machen schlicht ihren Job. Staatsstraßen sind dem überörtlichen Verkehr und dem Durchgangsverkehr bestimmt, heißt es im bayerische Straßen- und Wegegesetz. Im Fall der St 2080 durch Straußdorf sind damit die Achsen zwischen der B 304 im Norden, der B 15 im Südosten und der A 8 im Süden gemeint. Fließen soll der Verehr dort, nicht dahinbummeln. Job der Grafinger Lokalpolitiker wäre gewesen, dies bei den Straußdorfern auch von Anfang an so klarzustellen.

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