Kommentar:Brauch ma ned

Pliening will ländlich bleiben, dennoch empfindet man dort Grünflächen offenbar als Belastung. Das ist nicht nachvollziehbar

Von Alexandra Leuthner

Dass sich Pliening seine Planungshoheit bewahren möchte, kann man der Gemeinde nicht vorwerfen. Wer lässt sich schon gern hinein reden in seine Angelegenheiten. Und wenn eine Gemeinderatsmehrheit fordert, Grünflächen zu den Nachbarn hin zu verschieben oder gleich ganz zu streichen, dann erwächst das sicher aus einer nachvollziehbaren Bedrängnis - "die anderen bauen bis an unsere Grenzen" -, die vor allem für Alteingesessene bedrohlich sein mag. Von Ottersberg zum Bergfeldring ist es ja nur noch der sprichwörtliche Katzensprung.

"Wir brauchen noch etwas Luft zum Atmen", hat Bauamtsleiter Martin Schmidt-Roschow dazu einmal gesagt. Doch gerade so eine Formulierung lässt sich als Gegenargument verwenden. Um die Luft zum Atmen geht es ja gerade, wenn die Regionalplanung landschaftliche Vorranggebiete, Trenngrün und Grünzüge ausweisen will. Und es geht um die Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen, die nicht überleben können, wenn Straßen, Häuser, Gewerbeflächen sie daran hindern, sich auch außerhalb kleinsträumiger Bereiche zu ernähren und sich fortzupflanzen. Es droht der ökologische Knockout. Es geht auch darum, zu verhindern, dass Gemeinden ineinander wachsen, dass Orte ohne Identität im Nirwana des Siedlungsbreis verschwinden.

2017 gehörten der Rückgang der Insekten, das Verschwinden der Vögel zu den Top-Themen in Politik und Medien. Man kann es nicht oft genug wiederholen, auch wenn es manche gar nicht hören wollen: Manche Vogelarten in Bayern sind auf dem direkten Weg zum Exitus. 2018 ist nun zum "Jahr der Biene" ausgerufen worden, der Landkreis ist der Initiative "Deutschland summt" beigetreten. Applaus! Aber nun gilt es zu handeln, Lebensräume zu schützen. Und das tut man nicht dadurch, dass man die Abschaffung all jener Sicherungen fordert, die sie erhalten sollen, nach dem Motto, wenn die anderen das Gute nicht tun wollen, dann lassen wir es auch bleiben. Pliening ist nicht Poing, es soll doch gerade ländlich bleiben, soll nicht bis an die Grenzen seines - großen - Gemeindegebiets wachsen. Aber anstatt dem, was die Gemeinde auszeichnet, möglichst viel Schutz zu verschaffen, empfindet man Grünflächen offenbar als "Belastung". Das aber ist nicht nachvollziehbar.

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