Kommentar:Ausprobieren schadet nicht

In mehreren Kommunen gibt es Pläne für Mitfahrbankerl. Diese wären nicht nur praktisch für die potenziellen Passagiere, sondern könnten auch die Straßen entlasten.

Kommentar von Wieland Bögel

Wer sich auf den Straßen der Ballungsräume, wie etwa auch im Landkreis, umsieht, wird zwei Dinge beobachten. Diese werden erstens immer voller, die darauf fahrenden Autos zweitens aber immer leerer. Es scheint ein Naturgesetz: Je voller die Straßen werden, desto größer werden die Autos, was die Straßen dann noch voller macht. In diesen stetig wachsenden Vehikeln reist meist nur ein einziger Passagier, der Platz, den ein Insasse zur Verfügung hat, wird also immer mehr. Die Idee, diesen Platz zu teilen, indem man über ein Mitfahrbankerl, wie es in Grafing und vielleicht auch in Ebersberg kommen soll, mehr Leute in die Autos bringt, ist daher zu begrüßen. Vielleicht kommen diese dann sogar schneller an ihr Ziel, denn etwas weniger Platz im Auto bedeutet unter Umständen mehr Platz auf den Straßen.

Im Grunde ist so eine Mitfahrbank - wie auch Carsharing-Angebote - ein nützliches Zwischending von Individualverkehr einerseits und öffentlichem Nahverkehr andererseits. Nicht jeder braucht oder will ein eigenes Auto, zumindest nicht immer. Manchmal muss man aber doch mehr transportieren, als in Bahn oder Bus möglich ist, oder irgendwohin, wo diese nicht hinfahren. Besonders bei diesem Problem kann eine Mitfahrbank sehr nützlich sein. Schließlich ist es kaum möglich, alles an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden. Hierfür ist eine gewisse Auslastung nötig, wenn täglich drei oder auch dreißig Leute mit dem Bus fahren, lohnt sich die Strecke nicht. Wenn dagegen täglich dreißig oder mehr Autos am Mitfahrbankerl vorbeifahren, könnte man - vorausgesetzt deren Fahrer machen bei der Aktion mit - auch abgelegene Ortschaften ohne eigenes Auto erreichen. Oder schnelle Verbindungen in Städten und Gemeinden schaffen. Wenn nur jedes zehnte Auto, das an einem normalen Tag etwa durch Grafing oder Ebersberg fährt, gelegentlich einen Mitfahrer vom Bankerl aufnimmt, hätte man schon ein sehr effektives innerörtliches Verkehrssystem.

Natürlich hat der Bankerlnahverkehr auch Nachteile. Für geplante oder eilige Reisen ist er vielleicht nicht die beste Lösung. Da es keine Fahrpläne gibt, dauert es unter Umständen etwas länger, bis sich eine Fahrgelegenheit in die richtige Richtung auftut. Trotzdem sollten die Kommunen ausprobieren, ob das Mitfahrbankerl seine Nutzer findet. Wenn nicht, hat man das Geld trotzdem sinnvoll ausgegeben, denn auch eine Bank zum Hinsetzen kann man schließlich immer brauchen.

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