Kommentar:Applaus verdient

Viele Menschen haben Angst vor Demenz. Umso wichtiger, dass sich das Kreisbildungswerk des Themas angenommen hat

Von Anja Blum

Frenetischen Beifall gibt es ja meist nur bei kulturellen Veranstaltungen, bei Konzerten oder im Theater. Doch auch das Kreisbildungswerk hat nun richtig großen Applaus verdient: für seine "Woche zum Thema Demenz", die am kommenden Montag zu Ende geht. 17 Veranstaltungen haben die Ebersberger dann über die Krankheit des Vergessens informiert und dabei all ihre erdenklichen Facetten beleuchtet.

Wie können Ernährung und Bewegung das Risiko einer Erkrankung verringern? Was bedeutet die Diagnose für Betroffene und ihre Angehörigen genau? Wie kann das Leben trotzdem gelingen? Wie kann man als Betroffener sicherstellen, dass später von anderen gute Entscheidungen gefällt werden? Was heißt es, langsam Abschied zu nehmen? Wie sollte die palliative Versorgung am Ende aussehen? All diese Fragen und viele mehr haben die Vorträge und Workshops geklärt, als Partner für die Themenwoche konnte das Kreisbildungswerk das Landratsamt, die Caritas sowie die Alzheimer-Gesellschaft gewinnen.

Bei diesem Thema keine Kosten und Mühen zu scheuen, ist ein großes Verdienst der Veranstalter. Schließlich handelt es sich bei Demenz um eine Krankheit, die vielen Menschen Angst macht. Nicht nur, weil die Zahl der Patienten zunimmt und es keine Wunderpille dagegen gibt, sondern auch aus weniger greifbaren, diffuseren Gründen: Weil es offenbar jeden treffen kann. Und weil es einfach eine furchtbare Vorstellung ist, so langsam seinen Verstand, seine Erinnerungen, seinen Geist und damit letztlich seine Persönlichkeit zu verlieren.

Wohl auch deshalb sei Demenz immer noch für viele Menschen ein Tabuthema, beklagen die Referenten Inge Schmidt-Winkler und Michael Münch, die über mögliche Wohnformen informieren wollten - in Poing jedoch leider einen leeren Saal vorfanden. Sonderlich überrascht waren sie davon indes nicht: An Interesse mangele es nicht, sie erhielten viele Anfragen, so die Experten, doch viele Betroffene scheuten öffentliche Veranstaltungen zum Thema Demenz. Man wolle damit einfach nicht in Verbindung gebracht werden.

Umso wichtiger ist es, über dieses Krankheitsbild aufzuklären und ihm positiv gegenüberzutreten, wie es das Kreisbildungswerk heuer zum zweiten Mal getan hat. Freilich ist Demenz eine riesige Herausforderung für alle, die damit in Berührung kommen, doch es wird leichter, die Veränderungen, die sie mit sich bringt, anzunehmen, wenn man sie versteht. Und weiß, dass die Situation durch Stimulation, also vor allem Interaktion, verbessert werden kann. Zu guter Letzt steht es gerade einer katholischen Bildungseinrichtung bestens zu Gesicht, sich des schwierigen Themas anzunehmen, denn eine christliche Weltsicht kann hier durchaus heilsam sein. "Vor Gott bist du wertvoll", so lautet das Motto eines Nachmittags mit spirituellen Impulsen für Betroffene und Angehörige an diesem Samstag.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: