Kommentar:Alles gut ist auch nicht gut

Ein Qualitätsranking für Eisenbahnunternehmen ist grundsätzlich richtig. So wie es jetzt läuft, geht es aber nicht weit genug

Von Wieland Bögel

Wer mit einem Produkt nicht zufrieden ist, wird es in Zukunft nicht mehr kaufen, wenn in einem Lokal das Essen nicht schmeckt, geht man halt nicht mehr hin und wem ein Laden nicht passt, der holt seine Sachen das nächste Mal eben woanders. So funktioniert das Geschäftsleben seit Jahrhunderten - allerdings gibt es Ausnahmen. Etwa beim Nahverkehr. Wer sich etwa über unpünktliche Züge, dreckige Garnituren oder unfreundliche Schaffner ärgert, kann nicht ohne weiteres zur Konkurrenz wechseln, denn die gibt es meist nicht. Daher ist ein Qualitätsranking, wie es die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) seit einiger Zeit vornimmt, sehr nötig - es könnte aber noch weiter gehen.

Beim jüngsten Ranking hat es den Meridian ziemlich erwischt, statt auf dem zwölften Platz landeten die blauen Züge nur noch auf dem 20. von insgesamt 28 untersuchten Regionalstrecken. Die Tester bemängelten die Sauberkeit sowie die Qualität der Fahrgastinformationen. Beim Unternehmen wird man dies sicher zu Kenntnis nehmen, denn damit die Getesteten die Ergebnisse nicht einfach irgendwo zu den Akten legen, machen sich die Werte direkt in der Bilanz der Unternehmen bemerkbar in Form eines Bonus-Malus-Systems. Je besser der Service, desto höher der Zuschuss, wer zu schlecht ist, muss sogar Geld an die BEG zahlen. Dies ist grundsätzlich eine gute Idee, allerdings funktioniert so ein System nur richtig, wenn es auch "scharf gestellt" wird. Derzeit sind von den getesteten 28 Unternehmen - oder Teilunternehmen, die Deutsche Bahn ist alleine 18 Mal mit einem Betreiber im Ranking - gerade einmal zwei nicht im Bonus-Bereich, und das auch nur ganz knapp.

Dies ist zwar sicher schön für die Betreiber, viel Sinn macht ein solches Bewertungssystem allerdings nicht. Denn im Gegensatz zur Pünktlichkeit - die extra bewertet wird - gibt es bei der Qualität eben keinen Punkt, den man maximal erreichen kann und von dem ab sich die Qualität nicht mehr steigern lässt. Um die Betreiber zu stetigen Verbesserungen anzuspornen, müsste eigentlich die Trennlinie zwischen Bonus und Malus genau in der Mitte des Feldes verlaufen. Also die besten 14 bekommen Geld, die schlechtesten 14 müssen Strafe zahlen. Denn wenn am Ende alle irgendwie gut sind, heißt das: Keiner ist es.

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