Kommentar:Ärgernis und Zumutung

Für die stetig zunehmenden Fehlalarme sollten Städte und Kommunen den Verursachern Rechnungen stellen. Denn in vielen Fällen wären hierfür kostenpflichtige Dienstleister zuständig - und keine Ehrenamtlichen

Von Wieland Bögel

Sirenen heulen, Blaulichter blinken, die Feuerwehr rückt mit ganzer Mannschaft an - um eine verängstigte Katze aus dem Baum zu retten. Dieses in vielen Filmen als humoristische Einlage gebrauchtes Klischee entspricht zu oft der Realität. Dabei kommt die Katzenrettung den Kernaufgaben der Feuerwehr noch näher, als so manch anderer angeblicher Notruf. Auch wegen vergessener Schlüssel oder herumliegender Äste wird der Notruf gewählt. Für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die nicht nur ihre Zeit opfern, sondern auch oft genug ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, ist dies ein Ärgernis und eine Zumutung. Aber auch für die Allgemeinheit können diese Einsätze negative Folgen haben.

Denn die Kapazitäten der Feuerwehr sind begrenzt. Werden die Retter ständig zu angeblichen Notfällen gerufen, die sich dann als Bagatellen entpuppen für die eigentlich andere zuständig wären, kommen sie zu einem echten Notfall möglicherweise zu spät. Auch das Material wird in Mitleidenschaft gezogen. Je öfter das Feuerwehrauto ausrücken muss, desto öfter müssen die Kommunen für ihre Feuerwehren Nachschub ordern - mit Steuergeld. Nicht zuletzt leidet auch die Motivation der Retter selbst durch solche nutzlosen Alarme, die eigentlich dem Schlüsseldienst oder dem Hausmeister hätten gelten müssen. Dass Privatleute aus Faulheit oder Unwissenheit den Notruf wählen ist dabei schon ärgerlich genug. Besonders schäbig ist aber, wenn Konzerne auf Kosten der Ehrenamtlichen ihre Bilanzen schönen. Wenn etwa die Deutsche Bahn ihren Stellenplan derart zusammenstreicht, dass die eigenen Leute auf keinen Notfall mehr reagieren können und stattdessen die Feuerwehrler die Arbeit machen lassen.

Hier könnten die Kommunen ihre Feuerwehren unterstützen, und zwar indem sie den Verursachern für unnötige Einsätze Rechnungen stellen. Die Stadt Ebersberg hat dies kürzlich getan und ihre Gebührensatzung deutlich verschärft, für Fehlalarme werden künftig bis zu 500 Euro fällig. Ein Beispiel, das durchaus zur Nachahmung empfohlen ist. Vielleicht hilft es, dass die Feuerwehr wieder die Aufgaben erledigen kann, für die es sie eigentlich gibt.

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