Kirchseeon:Transatlantische Harmonien

Kirchseeon: Mehrere Kirchseeoner Klassen lauschen auf bequemen Turnmatten sitzend gebannt dem schönen deutsch-amerikanischen Freundschaftskonzert.

Mehrere Kirchseeoner Klassen lauschen auf bequemen Turnmatten sitzend gebannt dem schönen deutsch-amerikanischen Freundschaftskonzert.

(Foto: Christian Endt)

Beim deutsch-amerikanischen Freundschaftskonzert für Kirchseeoner Schüler in der Eglhartinger Schulturnhalle stehen die Begegnung und das gemeinsame Musizieren im Mittelpunkt

Von Rita Baedeker, Kirchseeon

Der Klang junger Stimmen dringt hinaus bis auf die Straße. Noch Minuten vor der Aufführung probt der Chor im Hof der Schulturnhalle Eglharting im Schatten einiger Bäume ein Lied. Die jungen Sänger sitzen im Gras, einige tragen rote Shirts und schwarze Hosen - sie kommen aus 32 Schulen in New Jersey, New York, Ohio und Pennsylvania. Gemeinsam mit Gary Fink, einem der Direktoren der Institution "American Music Abroad" zur Förderung junger, hoch begabter Musiker, sowie mehreren Musik- und Gesangspädagogen befinden sie sich auf der "Red Tour", einer 17-tägigen Europatournee, die auch nach Salzburg, Wien, Graz, Venedig und weiter nach Slowenien führen wird.

Das transatlantische Projekt hat bereits 40-jährige Tradition. Fink selbst und seine Gruppe sind zum ersten Mal in Kirchseeon. Gerade mal eine Stunde Zeit am Vormittag habe man gehabt, um gemeinsam zu proben, berichtet er. "Ic h finde es toll, dass die Schüler und Studenten Gelegenheit bekommen, einander kennenzulernen und zwanglos miteinander zu musizieren", sagt er. "Obwohl sie aus verschiedenen Ländern kommen, haben sie eine gemeinsame Sprache: die Musik", sagt er mit breitem Lächeln. Freundlich und fürsorglich kümmert er sich gemeinsam mit Rafael Gütter von der Fachschaft Musik am Gymnasium Kirchseeon um seine Schützlinge, verschiebt Mikrofone, dirigiert, gibt Tipps, ermuntert. Gar nicht leicht, sich inmitten des allgemeinen Geschnatters und des Hitzestaus in der Turnhalle Gehör zu verschaffen und das quirlige Publikum, Schüler der 5., 8. und 9. Jahrgangsstufe sowie der Klasse 7 b von Gymnasium, Grund- und Mittelschule, bei Laune zu halten.

Im Saal verteilt sind Matten und Turnböcke. Die blauen Unterlagen sind bei den jungen Zuschauern begehrt, denn sie sind nicht nur weich und bequem, auf ihnen lässt sich auch während eines Konzerts allerhand anstellen - ein paar Mädchen massieren einander rhythmisch den Nacken, einige falten aus Schulheften und Arbeitsblättern Fächer, die sie im Takt der Musik schwenken. Bald liegen die ersten Jugendlichen flach, kuscheln, dösen, turnen, kichern, schwätzen, auch Boxhiebe werden ausgetauscht. Alles in allem also eine Veranstaltung, bei der man, anders als in einem konventionellen Konzertsaal, nicht unbedingt still sein und, schlimmer noch, still sitzen muss. Manche der deutschen Schüler und Schülerinnen haben sich dem Anlass entsprechend gekleidet. "Be Happy" steht auf dem T-Shirt eines Mädchens, "New York" auf einem anderen.

Und klar, der in der Version von Frank Sinatra und Liza Minnelli bekannte Klassiker "New York, New York" kommt, wie könnte es anders sein, auch in diesem Konzert zur Aufführung. Chor und Orchester gelingt eine kraftvolle und saubere Intonation, die zum Mitsingen animiert.

Das Repertoire der Konzerte von American Music Abroad besteht aus Ohrwürmern vom Broadway, aus Film- und Volksmusik, Musicals, Gospels und Spirituals. Wunderschön und innig dargeboten: das Liebeslied "Tonight" aus der West Side Story. Wie Gary Fink erzählt, haben die deutschen Kinder und Jugendlichen, die Leonard Bernsteins Musik vielleicht nicht kennen, zuvor eine Einführung ins Programm bekommen. "Die Schüler erhalten durch den Konzertbesuch einmalige Einblicke in die typisch amerikanische Musikkultur und erleben gerade durch den Vortrag etwa gleichaltriger Musiker die starke Wechselwirkung mit unserer europäischen Musiktradition hautnah", sagt Rafael Gütter, der sich die musikalische Leitung mit Fink teilt. Die Jugendlichen aus den USA und Deutschland harmonieren musikalisch wunderbar. Sänger und Instrumentalisten tauschen sich in den Pausen zwischen den einzelnen Stücken munter aus. Begegnungen und freundschaftliche Kontakte sind den Initiatoren der Konzerte mindestens ebenso wichtig wie die Musik.

Das gemischte Streichorchester spielt rhythmisch akzentuiert und bewegend einen Satz aus der Holberg-Suite von Grieg, die Popmusik ist mit "build me up buttercup", einem Hit der Temptations, vertreten; die Big Band intoniert einen in den USA populären Marsch, Stücke vom Broadway werden mit so viel Temperament und Spielfreude vorgetragen, dass ein paar Schülerinnen in eine Art Sitztanz verfallen. Zum Schluss singen alle die Hymne "Let there be peace on earth!" Konzerte wie dieses sind Keimzellen des Friedens.

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