Kirchseeon:Teenagerliebe mit Komplikationen

Musical P-Seminar Kirchseeon

Mitten aus dem Leben: Das Musical handelt von jungen Leuten und ihren Problemen - für die Darstellung gibt es großen Applaus.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

P-Seminar des Gymnasiums Kirchseeon präsentiert sein Musical "Viel Klischee und nichts dahinter"

Von Sandra Langmann, Kirchseeon

Ein schlechtes Zeugnis - und die Verzweiflung der Eltern ist groß. Sie singen "Junge, warum hast du nichts gelernt?" von den Ärzten, wodurch sie ihre Wut zum Ausdruck bringen. Eine ungewohnte Redaktion auf eine schlechte Nachricht? Nicht in der Aula des Kirchseeoner Gymnasiums am Freitagabend, denn hier präsentiert das P-Seminar von Musiklehrer Rafael Gütter erstmals sein Musical auf der Bühne - nach neun Monaten harter Arbeit. Die Produktion "Viel Klischee und nichts dahinter" ist in Kooperation mit dem BR entstanden.

Ein ungewohntes Bild bietet sich daher den Schülern an diesem Abend. Anstatt eine leere Aula vorzufinden, wurde diese kurzerhand zum Theater umfunktioniert. Eine große Bühne mit schweren, dunkelblauen Vorhängen, großen Scheinwerfern und allem, was dazu gehört, wurde aufgebaut. Gleich fünf Kameras sind darauf gerichtet. Popcorngeruch und Aufregung liegen in der Luft, denn bald ist es so weit. "Bin ich froh, dass ich nicht singen muss", sagt Philip Marchner, der für die Pressearbeit des P-Seminars zuständig ist, und lacht. Auch ihm steht die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Und dann ist es so weit. Die ersten Töne der Streicher erklingen, und die Klischees nehmen ihren Lauf. Es geht um die Liebe zwischen zwei Teenagern und die damit verbundenen Komplikationen. Während das junge Mädchen versucht, ihren Freund auf dem Handy zu erreichen und ihm eine verzweifelte Nachricht nach der anderen schickt, findet er das nur nervig und legt sich lieber schlafen. Da kann nur ein Anruf bei der besten Freundin helfen.

Die Liebe zwischen Kate und Jason steht im Vordergrund des Stücks. Er, der coole Junge und bei allen beliebt - was an seinem Auftreten und der schiefen Cap unschwer zu erkennen ist. Sie, das hübsche Mädchen, das ihn anhimmelt - bis es Kate eines Tages aber zu blöd wird. Es gefällt ihr nicht, wie respektlos sie behandelt wird, und vor allem, wie er den Außenseiter "Shawn, das Schaf" behandelt. Auf der Abschlussparty beschließt sie, die Sache zu beenden und schlägt sich auf die Seite des Außenseiters.

Bis es aber so weit ist, erzählt das Musical aus dem Alltag der Schüler in Form von Dialogen, die sich mit Musikstücken abwechseln. Diese reichen von Titeln der Backstreet Boys über Bruno Mars bis hin zum "High School Musical". Das Beeindruckende daran: Die Schüler haben den Mut, alles live zu singen. Play-back gibt es hier nicht, und alle machen mit vollem Einsatz mit. Als im Stück einmal die Lehrerin die Klasse verlässt, beginnen die Schülerinen und Schüler, mit Pappbechern auf den Tischen zu klopfen, zu klatschen und gemeinsam zu singen. Auf der Abschlussfeier nach der Zeugnisvergabe wird sowieso ordentlich gefeiert, getanzt und alle singen mit.

Für eine Überraschung sorgen zwei Lehrer, die die Schüler des Projektseminars als Nebendarsteller eingespannt haben. Im Duett kommt die Affäre der beiden ans Licht, inklusive Liebeserklärung. Etwas schüchtern, dann aber humorvoll und mit überraschend kräftiger Stimme singen die beiden von ihrem Kennenlernen. Passend dazu "Der Tag" von den Ärzten, ein Lied, das für Stimmung im Publikum sorgt. Und obwohl nicht immer jeder Ton sitzt, sind die Begeisterung und das Auftreten der Schüler ansteckend - für alle gibt es kräftigen Applaus.

P-Seminarleiter Rafael Gütter kann am Ende beinahe nicht mehr aufhören, von der Gruppe zu schwärmen. Er habe "nur" die Verantwortung für das Musical tragen müssen, sagt er. Alles andere, die Organisation, das Suchen von Sponsoren, das Proben bis hin zur Idee der Geschichte habe die Gruppe alleine auf die Beine gestellt. Und darauf ist er mächtig stolz. Der BR habe die Technik zur Verfügung gestellt, um eine tolle DVD zu produzieren, doch auch da habe sich die Bühnentechnik der Schule hervorragend angestellt. Alle hätten hervorragend zusammen gearbeitet.

Trotz zahlreicher dargestellter Klischees ist das Musical doch viel mehr und möchte zum Schluss noch eine wichtige Nachricht mit auf den Weg geben. Die Musik geht aus, alle sind erstarrt, nur das junge Liebespaar wendet sich dem Publikum zu. "Warum bist du so peinlich und gemein? Warum gibst du dich so?", fragt Kate den ach so coolen Jungen Jason. "Weil ich muss. Wäre ich zum Außenseiter auf einmal freundlich, würden mich alle auslachen", ist er überzeugt. "Spielen wir alle nicht nur eine Rolle?", fragt Jason in die Runde. Und stellt damit einen wichtigen Gedanken in den Raum, frei von jedem Klischee.

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