Kirchseeon:Super viele Märkte

Kirchseeon: In Eglharting wird mächtig gebaut: Das Areal gleicht einem Lager für Eisen- und Betonteile.

In Eglharting wird mächtig gebaut: Das Areal gleicht einem Lager für Eisen- und Betonteile.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Eglharting entsteht in unmittelbarer Nähe von Lidl und Tengelmann ein neues Einkaufszentrum mit Edeka, Aldi und Drogeriemarkt. Ob das aus ortsplanerischer Sicht sinnvoll ist, bleibt offen

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Das Nahversorgungszentrum in Eglharting wächst. Im Herbst sollen dort im Gewerbegebiet am Westring ein neuer Edeka-Markt, ein dm-Drogeriemarkt und eine neue Aldi-Filiale eröffnen. Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren. Besonders der Gebäudekomplex, der auf dem früheren Gelände des Unternehmens Südelektrik entsteht, rief in der Vergangenheit Aufsehen hervor. Am Dienstag, 19. Mai, findet der offizielle Spatenstich für das Bauprojekt statt. Ihn werden der Bauherr und Chef der Unternehmergruppe Herbert Küblböck, Projektentwickler Hans Märterer und Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel begehen.

Die Unternehmergruppe Küblböck hat vor einigen Jahren das Grundstück von Südelektrik gekauft und mit ihren Plänen den Gemeinderat gespalten. Denn damals stand für das Regensburger Unternehmen fest, dass ein Supermarkt und ein Fachmarkt entstehen soll - obwohl es im Ort bereits einige Supermärkte gab. Die Entscheidung lag beim Gemeinderat, der sich im Herbst 2013 mit elf zu sechs Stimmen für eine Änderung des Bebauungsplans auf dem ehemaligen Südelektrik-Gelände aussprach. Damit stand einer Ansiedlung eines Vollsortimenters wie Edeka nichts mehr im Wege.

DerBürgermeister war gegen die Pläne

Bürgermeister Udo Ockel stimmte damals gegen die Pläne, weil der neue Supermarkt in unmittelbarer Nähe zu den bereits bestehenden Märkten Lidl und Tengelmann gebaut werden soll. Zusätzliche Konkurrenz wollte er vermeiden. Die Gemeinde habe beim Einzug Tengelmanns 2011 zugesichert, dass kein weiterer Nahversorger dazu komm, sagt Udo Ockel heute. Dieses Versprechen habe er nicht brechen wollen. In dieser Zusicherung sei jedoch nur der Bau eines weiteren Supermarktes auf einer Grünfläche ausgeschlossen worden, hieß es. Die Unternehmergruppe baue den neuen Edeka-Markt jedoch auf ein ehemals bebautes Grundstück, also keiner Grünfläche.

Das nahm die Mehrheit im Gemeinderat damals zum Anlass, für die Ansiedlung zu stimmen - quer durch alle Fraktionen. Das eigentliche Versprechen sei damit ja gewissermaßen nicht gebrochen worden. Außerdem sei ein Supermarkt allemal besser als eine Spedition, und Konkurrenz belebe schließlich den Markt, lauteten die Kernargumente im Gremium. Zusätzlich hatte ein von der Regierung geprüftes Gutachten ergeben, dass eine Koexistenz zwischen Tengelmann und Edeka möglich sein soll, ohne dass Tengelmann zu starke Verluste hat. Tengelmann hat sich nach der Entscheidung bei Bürgermeister Udo Ockel zu Wort gemeldet. Es bekomme "Riesenprobleme" mit der so neu entstehenden Konkurrenz, hat das Unternehmen damals laut Ockel vorgebracht. Dieser verteidigt die Entscheidung: "Es gibt einen gültigen Beschluss im Gemeinderat." Das sei zu akzeptieren.

Die Fassade des Gebäudes soll "exklusiv" gestaltet werden

Nach mehrjähriger Planung hat Mitte April der Bau des riesigen Gebäudekomplexes der Küblböck-Unternehmergruppe begonnen. Mehr als 3000 Quadratmeter groß soll das Gebäude werden und acht Meter hoch. Den größten Teil - rund 2150 Quadratmeter - wird ein Edeka-Markt inklusive Getränkemarkt einnehmen. Den kleineren Teil wird der Drogeriemarkt betreiben. Christian Weinzierl, Projektleiter der Unternehmergruppe, sagt zum Bauvorhaben in Eglharting: "Wir wollen bei der Gestaltung spezielle Standards setzen." Zu viel wolle er vor dem offiziellen Spatenstich aber nicht verraten. Die Fassade, das lässt er verlauten, werde nach der Fertigstellung eine gewisse Exklusivität genießen, vielleicht mit besonderer Beleuchtung.

Udo Ockel indes hat sich indes mit dem damaligen Beschluss im Gemeinderat arrangiert. Jetzt freut er sich nach eigener Aussage auf die neuen Supermärkte. Ein "schmuckes Zentrum" werde das Gebiet dadurch, sagt er. Nahezu alles, was das Herz begehre, könne in dem Ortsteil dann gekauft werden. Es gibt ein Sportgeschäft, einen Bioladen, eine China-Restaurant, eine Fastfoodkette, eine Drogerie und natürlich viele Supermärkte. "Es ist das Geschäftszentrum des gesamten Marktes Kirchseeon", sagt Ockel. In Kirchseeon selbst gibt es nur noch einen Rewe-Markt. Neben dem neuen Edeka- und dm-Markt entsteht in Eglharting auch ein neues Gebäude für die Lebensmittel-Discounterkette Aldi, das im Herbst fertig gestellt werden soll. Das bisherige Gebäude wurde im März abgerissen.

Der Vorteil der unmittelbaren Nähe der verschiedenen Geschäfte liegt darin, dass der Kunde keine weiten Wege habe und alle Läden ablaufen könne. Auch die zusammenhängenden gemeinsamen Parkplätze hätten große Vorteile, räumt Udo Ockel ein. Weitere Beschwerden der Unternehmensgruppe Tengelmann sind seinen Angaben zufolge bei der Gemeinde nicht mehr eingegangen.

Eine Sprecherin des Supermarktbetreibers erklärte auf SZ-Nachfrage, dass sich die Konkurrenzproblematik generell in Zukunft regeln könnte. Hintergrund ist eine Antrag der Supermarktketten Kaiser's-Tengelmann und Edeka auf eine Ministererlaubnis im Wirtschaftsministerium. Diese soll einen Zusammenschluss beider Unternehmen genehmigen. Damit wolle man ein Veto des Bundeskartellamts umgehen. Dieses befürchtet, dass es durch einen Zusammenschluss zu Preiserhöhungen und dadurch weniger Konkurrenz komme. Eine Entscheidung steht noch aus. Bis dahin bleiben beide Supermarktketten als Konkurrenten, auch in Eglharting.

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