Kirchseeon:Sauschön, mit akzeptabler Geruchsentwicklung

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Zwölf Kirchseeoner Gymnasiasten und drei Lehrer überqueren die Alpen - auf Mountainbikes und mit ganz kleinem Gepäck. (Foto: privat)

Zwölf Kirchseeoner Gymnasiasten und drei Lehrer haben in einer Woche die Alpen überquert - auf Mountainbikes und mit ganz kleinem Gepäck.

Von Anja Blum, Kirchseeon

"Schmerz ist vergänglich, Erfolg bleibt für immer! - Wer später bremst, ist länger schnell. - Wo Schmerz ist, ist noch Leben." Mit markigen Sprüchen hatten sie sich vor ihrer Tour präsentiert, die Mitglieder des P-Seminars "Gipfelstürmer".

Doch hinterher, bei der Ankunft am Gardasee, da habe man dann schon gemerkt, dass der eine oder andere "teils am Limit gefahren" sei, erzählt Sportlehrer Stefan Mühlfenzl, Kopf des Unterfangens. "Da ist dann der ganze Druck abgefallen, wir waren alle ganz high vor Glück und Stolz", schwärmt er vom Moment des Zieleinlaufs.

Von Kirchseeon ist die Truppe aus zwölf Schülern und drei Lehrern in sechs Tagen nach Italien geradelt, hat dabei etwa 450 Kilometer und 10 000 Höhenmeter zurückgelegt und auf jeglichen Komfort verzichtet. "Mehr als acht Kilo Gepäck darf man einfach nicht dabei haben", erklärt Mühlfenzl.

Eine Gesäßcreme für alle

Das bedeutete: nur zwei Radlerhosen und zwei Paar Socken für jeden, eine Gesäßcreme für alle. "Aber das hat super geklappt - wir hatten ja Handwaschmittel dabei und haben die Sachen jeden Abend zum Auslüften aufgehängt", erzählt der Lehrer und lacht. Darüber hinaus müsse man etwaige Geruchsentwicklungen in so einer Gruppe eben akzeptieren. Und am Gardasee habe sich dann so manch einer noch ein zweites Paar Schuhe gegönnt, sprich Flip-Flops gekauft.

Generell sei die Tour "sauschee" gewesen, so Mühlfenzl, schließlich sei es etwas ganz anderes, die Alpen auf dem Rad anstatt im Auto zu überqueren. "Man sieht und erlebt einfach so viel!" Die Truppe habe den Zeitplan ziemlich genau einhalten können, mit Unterkunft und Essen habe alles reibungslos funktioniert und auch die Routen seien sehr gut vorbereitet gewesen. "Bis auf ein paar kleinere Umwege wegen gesperrter Wege verlief alles glatt", sagt Mühlfenzl.

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Besonders aber freuen sich der Lehrer und seine beiden Kollegen Andreas Wohlgemuth und Sebastian Deisenrieder darüber, dass alle Biker wieder heil zu Hause angekommen sind. So ein Alpencross sei schließlich nicht ganz risikoarm, gibt Mühlfenzl zu. Doch die Schüler hätten die Herausforderungen alle super gemeistert, bis auf ein paar kleiner Stürze sei nichts passiert.

"Natürlich ist schon mal jemand im Schotter gelegen"

"Natürlich ist schon mal jemand im Schotter gelegen, aber wir konnten immer problemlos weiterfahren, niemand hat sich verletzt." Im Tagebuch-Blog der Truppe ist zum Beispiel von einem Handstand über den Lenker die Rede - "der für allgemeine Heiterkeit sorgte".

Ein sehr abwechslungsreiches Programm bescherte den Kirchseeonern das Wetter. "Aber es hilft ja nichts: Man muss aufs Rad, selbst wenn es regnet", sagt Mühlfenzl. Und nur ein einziges Mal habe es sie es richtig erwischt: Am Jauffenpass zwang eine Gewitterfront die Truppe zu einer Pause - im Kuhstall. Darin standen die Radler eine Stunde lang "zwar nicht knie-, aber immerhin knöcheltief" in den Hinterlassenschaften der Tiere, bis sie endlich weiterfahren konnten.

"Das war natürlich eine beschissene Situation, aber irgendwie auch total lustig", sagt Sabine Lörner, eine der Schülerinnen, und lacht. Das nämlich sei das Geheimnis eines solchen Abenteuers: Wenn die Gruppe harmoniere, dann schaffe man es, aus allem etwas Positives herausrauszuholen.

Auf ihren Mountainbikes wuchs die Gruppe zusammen

Neben der sportlichen Herausforderung war die Erfahrung von Zusammenhalt das Hauptziel des P-Seminars, das denn auch unter dem Motto stand: "Jedes Team ist nur so stark wie sein schwächstes Glied." Am Anfang habe es in diesem Punkt durchaus Bedenken gegeben, berichtet Lörner: Zwar stammen die Radler alle aus einer Jahrgangsstufe, jedoch aus mehreren Freundes- und Sportkreisen. "Es gab vor der Tour schon verschiedene Levels bei der Fitness und auch unterschiedliche Meinungen", so Lörner. Doch kaum sei man auf den Rädern gesessen, habe die Gruppe angefangen, zusammenzuwachsen.

"Dass muss auch so sein, denn sonst wird das Ganze noch viel anstrengender. Und man muss sich einfach aufeinander verlassen können." Das bestätigt auch Mühlfenzl: Aus dem anfangs bunt gemischten Haufen sei im Laufe der Woche ein umso enger verbundeneres Team geworden, sagt er. "Da hat auch mal der eine den Rucksack vom anderen genommen oder der eine den anderen ein Stück am Seil den Berg hinauf gezogen." Denn nur gemeinsam könnten die physischen und psychischen Belastungen bewältigt werden.

Wer mehr über die Gipfelstürmer wissen will, findet Infos online unter alpencross-gipfelstuermer.jimdo.com oder kann sich auf eine Präsentation samt Film im Oktober freuen.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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