Kirchseeon:Pro und Contra Südumfahrung

Bei der Debatte um die Umgehungsstraße stehen sich viele Argumente gegenüber: ein Überblick.

Inga Rahmsdorf

Im Büro von Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel (CSU) herrschte am Dienstag Hochbetrieb. Am Vormittag überreichten Befürworter der Südtrasse 1311 Unterschriften für eine weiträumige südliche Ortsumfahrung. Am Nachmittag kamen dann Vertreter des Aktionsbündnisses zum Schutz des Südens und brachte 2130 Unterschriften mit - gegen eine Südtrasse.

Ziel der beiden Unterschriftenaktionen sind jeweils Bürgerbegehren, bei denen es im Grunde genommen um das gleiche Thema geht, die südliche Ortsumfahrung für Kirchseeon - nur sind die einen dafür und die anderen dagegen. Am kommenden Montag wird der Gemeinderat über die sieben zur Diskussion stehenden Varianten für eine Ortsumfahrung abstimmen. Ein Überblick über die Argumente für und gegen eine Südumfahrung:

Argumente der Südtrassen-Gegner:

Die Südtrassen-Gegner stellen die kalkulierten Kosten für die weiträumige Südumfahrung in Frage und fordern eine Prüfung: 37,2 Millionen Euro erscheinen ihnen angesichts der mit Abstand längsten Trasse und der höchsten Zahl an zu errichtenden Brücken als zu knapp bemessen.

Die weiträumige Südumfahrung habe mit geschätzten 45 Hektar einen hohen Flächenverbrauch: das entspräche der Größe von etwa 64 Fußballfeldern.

Die dafür nötigen Ausgleichsflächen würden größtenteils auf Kosten landwirtschaftlicher Nutzflächen realisiert werden müssen.

Die Südtrasse fordere zusätzlich einen hohen Verbrauch an Waldflächen.

Die weiträumige Südumfahrung führe im Gegensatz zur Tunnelvariante durch zwei Wasserschutzgebiete.

Die Südtrasse würde zwei Zubringer erhalten müssen: Einen am Gymnasium und einen in Eglharting. Die ortsnahe Südtrasse müsse laut Machbarkeitseinschätzung einen Zubringer am Tunnel erhalten. Dies und die ortsnahe Führung belaste wieder Menschen in erheblichem Ausmaß.

Bei der weiträumigen Südumfahrung fehlten Lärmschutzmaßnahmen.

Aktuelle Verkehrszählungen belegten, dass über 16 000 Fahrzeuge täglich durch Kirchseeon fahren. Allerdings nehme die Zahl der Fahrzeuge seit 1995 ab.

Die Stausituation in Kirchseeon habe weniger mit der Anzahl der Fahrzeuge als mit den Ampelschaltungen in Eglharting und dem Abbieger nach Neukirch zu tun. Dies werde auch dadurch belegt, dass 1995 bereits mehr Fahrzeuge fuhren, der Stau aber in diesem Umfang nicht aufgetreten sei.

Die Südtrassen-Gegner unterstützen den Tunnel: In der modifizierten Variante der Grünen müsse lediglich ein Wohnhaus abgerissen werden. Bei den beiden Südtrassen müssten aber laut Machbarkeitsstudie auch Nebengebäude abgerissen werden.

Argumente der Südtrassen-Befürworter:

Nur die weiträumige Südumfahrung habe Chancen auf eine Realisierung. Alle anderen Trassen seien Utopien, da es aus Kosten- und Umweltschutzgründen weder eine Tunnel- noch eine Nordumfahrung geben werde.

Die Südumfahrung sei die logische Fortsetzung der bestehenden Umgehungsstraßen von Zorneding und Ebersberg.

Nicht 16 000, sondern, zusammen mit dem innerörtlichen Verkehr, bis zu 25 000 Fahrzeuge würden täglich durch den Ort fahren. Die Zahl steige stetig an.

Fünf Tonnen Abgase pro Tag würden die Gesundheit gefährden.

Auch Gefahrgut werde durch die Gemeinde transportiert.

Alle Verkehrsteilnehmer, vor allem Kinder und ältere Menschen, würden durch den Verkehr gefährdet.

Die jetzige Bundesstraße führe direkt an Wohngebieten und der Schule vorbei, wo teilweise kein Unterricht mehr stattfinden könne, weil es zu laut sei.

Die Gemeinde habe Gestaltungsmöglichkeiten, um Lärmschutzmaßnahmen entlang der neuen Trasse zu realisieren.

Die Anlieger an der B 304 hätten ebenso ein Recht auf Schutz wie die Natur.

Bei einer Tunnellösung müssten Häuser abgerissen werden und die Abgasbelastung bleibe im Dorf.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: