Kirchseeon:Noch viel zu tun

Klima im Fokus

Klimaschutzmanager sind Experten in Städten, Märkten und Gemeinden die sich konkret mit der Einsparung von Energie, einer effizienteren Nutzung von Energie und der Umsetzung eines Energienutzungsplans befassen. Im Landkreis Ebersberg gibt es vier Gemeinden, die einen Klimaschutzmanager oder einen Energiebeauftragten haben. Kirchseeon hat seit August eine Klimaschutzmanagerin, Silvia Burgmeier. Sie studierte Umweltmanagement und Umweltplanung. Eine der Aufgaben, die Klimaschutzmanager haben, ist es, eine detaillierte Bestandsanalyse in der Gemeinde vorzunehmen, aufzuzeigen wo Energie sinnlos verbraucht wird oder wo Energie gespart werden könnte. Das reicht von öffentlichen Einrichtungen bis hin zum Verkehrswesen oder der Abfallentsorgung. Auch der Ausstoß von CO₂ soll nachhaltig gemindert werden. chol

Bisher stammen 8,5 Prozent der Wärme und sieben Prozent des Stroms in Kirchseeon aus erneuerbaren Energien. Nun will die Gemeinde prüfen lassen, wie man Sonnenenergie stärker nutzen könnte

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Die Energiewende soll kommen. Im Landkreis Ebersberg auf jeden Fall, und somit auch in Kirchseeon. Die Gemeinde will in Zukunft nicht nur Energie einsparen, sondern will sich, wie die anderen Kommunen des Landkreises auch, dezentral mit regenerativer Energie versorgen. Der Klimaschutzmanager des Landkreises Ebersberg, Hans Gröbmayr, stellte am Montag im Marktgemeinderat ein vielseitiges und komplexes Konzept vor. Ziel sei es, dass der gesamte Landkreis bis 2030 frei von jeder fossilen Energieerzeugung werde. Dass das ein sehr ehrgeiziges Ziel ist, weiß Gröbmayr aber auch. Er sagt: "Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, müssen wir in den einzelnen Kommunen beginnen."

Im Marktgemeinderat stößt die Idee auf Zustimmung. Seit August gibt es deshalb auch eine Klimaschutzmanagerin in Kirchseeon, die sich unter anderem um Energiesparmaßnahmen in der Gemeinde kümmert. Den Energienutzungsplan, den der Landkreis für alle Kommunen erstellt hat, ist freiwillig. "Alle Gemeinden machen aber mit", sagt Gröbmayr. In Kirchseeon heißt das, es muss noch einiges passieren. Gröbmayr erklärte im Marktgemeinderat, dass die Wärme- und Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien noch "ausbaufähig" sei und noch viel "Luft nach oben" habe.

In Kirchseeon wurde in den vergangen Jahren rund 8,5 Prozent an Wärme durch erneuerbare Energieträger erzeugt - vor allem Biomasse, also Holz. Strom erzeugt die Gemeinde zu sieben Prozent aus erneuerbaren Energieträgern, vor allem durch Photovoltaikanlagen. Was in Kirchseeon verändert werden kann, um Energie einzusparen und auch effizienter einzusetzen, erarbeitet die Energieagentur des Landkreises, ein eigens gegründetes Ressort. Das Motto Gröbmayrs, der die Abteilung leitet, ist: "Einsparung und effiziente Nutzung von Energie sollte an erster Stelle unserer Bestrebungen stehen." Deshalb schlägt der Landkreis der Marktgemeinde verschiedene Möglichkeiten vor, eine Wende in Gang zu bekommen. Eines der großen Ziele in Kirchseeon wird deshalb das Einsparen von bis zu 25 Prozent an Energie in den nächsten Jahren sein.

Beispielsweise werde viel Wärmeenergie in Gemeinden oft nutzlos verbraucht, betont Gröbmayr. Konkret könne die Gemeinde schauen, ob in Schulen, Turnhallen und anderen öffentlichen Einrichtungen am Wochenende oder bei Nichtnutzung die Heizanlagen laufen und diese abstellen. Die Potenziale seien in Kirchseeon gegeben, etwas zu verändern, prognostiziert Gröbmayr. So sei aus Sicht des Klimaschutzmanagers ein "Leuchturmprojekt" Kirchseeons die Anbindung der Schulen, Verwaltungsgebäude und des Hallenbades an die Nahwärmeversorgung. Für die Zukunft müsse aber auch überlegt werden, das Zentrum Kirchseeons und private Gebäude an ein Nahwärmenetz anzuschließen. Um das effizient zu nutzen, müssten 50 bis 60 Prozent der Bürger im Zentrum Kirchseeons sich an das Netz anbinden lassen. Die Aufgabe der Gemeinde sei es also, die Menschen davon zu überzeugen.

Noch stehe Kirchseeon da am Anfang. Es gebe zum Beispiel noch keine Biogasanlagen in der Gemeinde, die sehr effektiv und effizient seien, sagt Gröbmayr. Hingegen erzeuge die Gemeinde Bruck alleine mit Biogas dreimal so viel Strom, wie die Kommune selbst verbrauchen könne. Bisher hat sich Kirchseeon für die Teilnahme an dem Energienutzungsplan des Landkreises ausgesprochen, der nur theoretische Möglichkeiten aufzeigt.

Konkret will die Gemeinde jetzt ein Solarpotenzialkataster vom Landkreis erstellen lassen. Die Kosten belaufen sich nach Schätzung Gröbmayrs auf rund 3000 Euro. Dieses Kataster sei eine große Chance für die Bürger. Diese hätten damit die Möglichkeit, am Computer ihr Haus individuell bewerten zu lassen, ob es für eine Solaranlage auf dem Dach infrage käme, wie viel es koste und wie viel Nutzen es bringe. Bürgermeister Udo Ockel (CSU) sagt: "Wir versuchen die Bürger zu motivieren." Eins steht für Hans Gröbmayr fest: Nur mit Hilfe jedes einzelnen Bürgers sei die Energiewende zu meistern.

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