Auf der Liste der Verkehrsprojekte, die in den kommenden Jahrzehnten in Bayern Priorität haben, stand die Kirchseeoner Umfahrung ohnehin nicht besonders weit oben. Jetzt ist sie noch ein gutes Stück weiter nach unten gerutscht: Wie SPD-Bundestagsabgeordneter Ewald Schurer erfahren hat, wird die Umfahrung im neuen Bundesverkehrswegeplan, der voraussichtlich in der ersten Dezemberhälfte verabschiedet wird, anders als erwartet nur noch als "weiterer Bedarf" ohne Planungsrecht eingestuft. Somit ist klar: Auf absehbare Zeit wird eine Straße, die den Ortskern entlasten könnte, sicher nicht gebaut. "Ich halte das für dezidiert falsch", unterstreicht Schurer. Denn der Verkehr werde gerade hier weiter zunehmen, der Druck auf die Ortsdurchfahrt werde immer größer. Die Herunterstufung nehme aber die Gemeinde die Möglichkeit, sich in den nächsten Jahren vielleicht doch noch auf eine Umgehungsvariante zu einigen.
Im bayerischen Verkehrsministerium indes vertritt man die Einschätzung, dass man vor dem Jahr 2030 in Kirchseeon sicher keinen Kompromiss erwarten kann, und hat dieses Urteil auch nach Berlin kommuniziert. Tatsächlich ist die Situation in Kirchseeon schwierig: Eine Nordumfahrung würde durch den Ebersberger Forst führen und kommt aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht in Frage. Eine Tunnellösung, wie sie die meisten Kirchseeoner favorisieren würden, fällt aus finanziellen Gründen durch. Bliebe also noch eine Südumgehung, hierfür haben sich die Kirchseeoner 2012 bei einem Bürgerentscheid auch mit einem denkbar knappen Votum ausgesprochen. Allerdings hat sich seitdem großer Protest gegen eine derartige Umgehung, die die idyllische Bauernlandschaft im Süden durchschneiden würde, formiert. Auch die Behörden wollen eine Straße, die die Gemeinde dermaßen spaltet, nicht durchsetzen. Denkbar wäre laut Schurer hingegen eine ortsnahe Südumgehung gewesen, doch auch eine solche wird es nun nicht geben.