Kirchseeon:Neues Leben für Industriebrache

Auf dem ehemaligen Bahnschwellenwerk in Kirchseeon könnten schon bald Wohn- und Gewerbegebiete entstehen. Eine Immobilienfirma verhandelt derzeit mit der Gemeinde um die Zukunft des verseuchten Areals

Von Sophie Burfeind

Es könnte jenes Happy End werden, auf das die Gemeinde Kirchseeon seit 28 Jahren wartet: eine Nutzung des ehemaligen Bahnschwellenwerks in der Ortsmitte. Seit 1986 liegt das 20 Hektar große Areal hinter den Bahngleisen brach. Bislang konnte sich kein Investor finden, der die kostspielige Sanierung des verseuchten Bodens und mögliche Gesundheitsrisiken auf sich nehmen wollte - das Gelände gilt als eines der größten Altlastenfälle Bayerns. Nun könnte sich dort womöglich bald etwas tun: Ein Immobilienentwickler hat Interesse an dem Areal bekundet und verhandelt derzeit mit der Gemeinde und den Eigentümern des Geländes, dort Wohn- und Gewerbeflächen zu erschließen.

Dass in Sachen Bahnschwellenwerksgelände etwas vorangehen könnte, deutete Bürgermeister Udo Ockel (CSU) während der Bürgerversammlung am vergangenen Donnerstagabend an: Auf die Frage eines Bürgers, ob es denn neue Pläne für das Areal gäbe, antwortete Ockel, dass dem dort ansässigen Tennisverein TSV Weiß-Blau Kirchseeon gekündigt worden sei. Mehr könne die Gemeinde dazu offiziell noch nicht sagen.

Kirchseeon: Eigentlich ist es ein idyllisches Plätzchen, das ehemalige Bahnschwellenwerk in Kirchseeon. Leider ist der Boden dort teilweise erheblich verseucht.

Eigentlich ist es ein idyllisches Plätzchen, das ehemalige Bahnschwellenwerk in Kirchseeon. Leider ist der Boden dort teilweise erheblich verseucht.

(Foto: Christian Endt)

Die Mitglieder des Tennisvereins, der seit 40 Jahren auf dem früheren Tennisplatz der Fiat-Mitarbeiter beheimatet ist, seien jedenfalls nicht in die Verhandlungen eingeweiht worden, erklärt der Vorsitzende Frank Bernhard: "Wir haben Ende September ein Schreiben der Firma Effe, die zu Iveco gehört, erhalten, worin stand, dass wir bis zum 31. Dezember das Gelände zu räumen haben." Genauere Details habe der Verein nicht erhalten.

Dass die Gemeinde und die Eigentümer des Areals mit einem Immobilienentwickler verhandeln, gibt ein Mitarbeiter der Bundeseisenbahnvermögen (BEV) - die neben der Fiat-Tochter Iveco einen Teil des Geländes besitzt - zur Auskunft. Der zuständige Projektleiter des Immobilienentwicklers erklärt, es sei geplant, auf dem Gelände sowohl Wohn- als auch Gewerbegebiete zu erschließen. "Wir haben Konzepte entwickelt, wie wir das Gelände nutzen wollen und die bilden die Grundlage für den Dialog mit der Gemeinde", so der Projektleiter. Konkreter könne er sich dazu noch nicht äußern.

Um Wohnen auf dem teilweise stark von Schwermetallen verseuchten Boden zu ermöglichen, plane die Firma Sanierungsmaßnahmen. Dazu werde mit dem Landratsamt ein Sanierungsvertrag erarbeitet. "Ich denke, dass wir das gut in den Griff bekommen können", sagt der Projektleiter. Auch der EBV-Mitarbeiter ist optimistisch, dass ein Wohngebiet auf dem verseuchten Areal entstehen könnte: "Ein Großteil der Sanierungsmaßnahmen ist bereits abgeschlossen und der Boden ist nur punktuell sehr stark verseucht." Das ermögliche es, je nach Verseuchungsgrad Wohn- oder Gewerbeflächen zu schaffen.

In den vergangenen Jahren sind diverse Versuche, einen Investor für das Gelände zu finden, immer wieder gescheitert. Die Reichs- und später die Bundesbahn hatte fast einhundert Jahre lang Schwellen auf dem Gelände imprägniert, wodurch giftige Substanzen wie Teeröl und Schwermetalle in den Boden gelangten. 2004 fasste der Gemeinderat einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan, eine Grundstücksverwertungsgesellschaft entwickelte daraufhin verschiedene städtebauliche Konzepte. Doch alle Interessenten sprangen ab, die Risiken schienen zu hoch. Auch die Idee eines Solarparks wurde wieder verworfen. Vielleicht ist es ja diesmal anders - und in absehbarer Zeit werden neue Gebäude entlang der Bahngleise den Ortskern bereichern.

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