Kirchseeon:Krass, so ein Bass

Kontrabass total Kulturtag Gym KS

Kontrabass-Professorin Christine Hoock (rechts) stellt eine Schülerin vor. Dabei zeigt sich: Die Kinder wissen, was "Hallo" auf Chinesisch heißt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Tieftöner versetzen Kinder in Staunen

Von Rita Baedeker, Kirchseeon

Als Christine Hoock, Professorin für Kontrabass am Salzburger Mozarteum, die in der Aula des Gymnasiums Kirchseeon versammelten Kinder fragt, wer von ihnen musiziere, recken fast alle einen Arm in die Höhe. Doch sie will es genau wissen und fragt die Instrumente ab. Die Mehrheit, so stellt sich heraus, lernt Klavier, auch einige Bläser und Geiger sind dabei. Die sich bei Bratsche und Cello melden, kann man schon an zwei Händen abzählen. Und Kontrabass? Fehlanzeige.

Schade eigentlich. Bei der anlässlich des Kulturtages an der Schule angebotenen Stunde "Kontrabass total" mit Hoock und fünf ihrer Studenten und Studentinnen präsentieren sich die gewichtigen Brummer auf Samtpfoten, zeigen sich von ihrer weichen, melodischen Seite. Richtig schön klingt das, was da, begleitet von einer Pianistin, gezupft und gestrichen wird. Das größte der Streichinstrumente ist vielseitig und kann auf vielen Hochzeiten tanzen. Es bildet ein solides klangliches Grundrauschen in Sinfonien, entwickelt ein improvisatorisches Eigenleben im Jazz, es eignet sich für Rockmusik und Percussion. Am besten gefällt den Kindern - war ja klar - die Zugabe: Musik aus "Fluch der Karibik".

Hoock, die in Ebersberg wohnt, will immer noch mehr wissen von den musizierenden Kindern: Wie viel er übe, fragt sie einen Bub in einer der vorderen Reihen, der Cello lernt. "Jedes Lied einmal durch", antwortet der keck. Und Tonleitern, das unerlässliche Pflichtprogramm der Streicher ? "Neee!", lautet die eindeutige Antwort. Kein Wunder also, dass die Kinder staunen, als sie erfahren, dass die Studenten am Mozarteum täglich bis zu acht Stunden üben. Natürlich auch Tonleitern - gar kein Thema.

Wer sich etwa bei einem Orchester bewirbt, muss ein anspruchsvolles Vorspielrepertoire überstehen. Und das bei meist großer Konkurrenz. Was die Kinder der Jahrgangsstufe fünf von der Kontrabassdarbietung mitnehmen, weiß man nicht. Vielleicht, dass es zwar Mühe und Fleiß kostet, ein musikalisches Werk aufzuführen, dass es aber auch eine Bereicherung und tief greifende Erfahrung fürs ganze Leben sein kann.

Der Kulturtag am Gymnasium soll jedenfalls dazu beitragen, Bildung als Genuss zu erleben. Der reguläre Unterricht fällt aus, dafür ist der ganze Tag kulturellen Begegnungen in und außerhalb der Schule gewidmet. Die Unternehmungen reichen von Museums- und Theaterbesuchen in München bis zu den Veranstaltungen in der Schule, wo man dieses Mal außer mit Kontrabässen auch mit einer Oper und einem Malwettbewerb aufwartet.

Der steht unter dem Motto "Peter und der Wolf", einem gerade auch im Musikunterricht beliebten Werk von Sergej Prokofjew. Szenen des russischen Märchens wurden zuvor auf einzelne Malgruppen verteilt; die jeweils besten Arbeiten werden beim Konzert abends auf eine Wand projiziert. Gerade hat sich die Jury zur Beratung versammelt. Die Motive heißen "Der Wolf fängt die Ente" oder "Angebereien zwischen Ente und Vogel". Leiterin der Aktion ist die Moosacher Malerin Maja Ott. Auch Kinder der Partner-Inklusionsklasse von der Korbinianschule Steinhöring machen bei der Malaktion mit.

Die Darstellungen lösen Entzücken und Gelächter aus. Mal erscheint der Wolf überlang wie eine Stretchlimousine und zaundürr, dann wieder sieht er aus wie ein moppeliger Pudel, wieder ein anderer gleicht einem Krokodil mit weit aufgerissenem Maul. Und über einen vierten Vertreter der Gattung Lupus sagt Abiturient Jan Beyer, der zur Jury gehört: "Dem hier wurden offenbar die Weisheitszähne gezogen." Das Märchen hat die Kinder zu fantasievollen Porträts inspiriert. Auch die Katze, die den Vogel fangen will, ist mit viel Liebe zum Detail dargestellt - mit grimmiger Miene, ausgefahrenen Krallen, im Sprung. Ebenso lebendig sind die Enten gelungen, farbig, flaumig, abstrakt. "Diese Arbeit hier hat was von Gerhard Richter", kommentiert Beyer fachmännisch eines der Bilder. Und Maja Ott freut sich, dass die Kinder die Märchenszenen so schön groß und plastisch gestaltet haben.

Im Fach Biologie gibt es allerdings offenbar Lücken. Bei der anschließenden Prämierung der vier besten Gemälde merkt Jan Beyer lachend an, dass einem Wolf offenbar zwei Beine geklaut wurden, die dann zu einer der Enten gewandert seien. In der Musik und beim Malen ist eben alles möglich.

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